Wie konnte das passieren?

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Wie konnte das passieren?

Wie konnte das passieren?

Johannes Seilmann

Der Abend hatte für die beiden Freunde gut angefangen. Sie waren zusammen auf einer Geburtstagsparty gewesen, es hatte gute Musik gegeben. Tanzen war also eine der Hauptbeschäftigungen des Abends. Zum Klön und zum Essen hatte es das ein oder andere Bier gegeben. Ein gelungener Abend.
Irgendwann hatten sie sich verabschiedet und sie hatten sich den Luxus eines Taxis geteilt. Fahren durfte keiner von beiden mehr und für den Fußweg war ihre Wohnung zu weit weg. Er hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn er für so etwas Geld ausgab. Aber da sie sich die Summe teilten, war es in Ordnung.

„Willst Du ein Kopfkissen?“
Die Frage kam aus dem Schlafzimmer, das gleichzeitig ihr Gästezimmer war. Arbeitszimmer auch. Studentenbude halt.
„Ja, gerne. Den Schlafsack habe ich noch in der Tasche.“
Er öffnete die Tür vom Badezimmer und trat auf den Flur. Hier war er schon oft gewesen, er kannte sich aus. Holte aus dem Kühlschrank in der Küche noch eine Flasche Mineralwasser und packte dann seinen Schlafsack aus. Als er in ihr Zimmer kam, senkte er sofort den Blick. Sie war bis auf die Unterhose nackt.
Wie oft schon hatten sie zusammen gezeltet, im selben Zelt geschlafen, wie oft hatte er schon bei ihr übernachtet, wenn er zu Besuch war. Es war nicht das erste Mal, dass er sie nackt oder fast nackt gesehen hatte. Aber trotzdem hatte er immer ein blödes Gefühl dabei. Sie war einfach genau sein Typ. Sportliche Figur, nicht zu dick, nicht zu dünn, kleine Brüste, strammer Po. Genau die Frau, wo er gern zweimal hinsah.
Lass das, schalt er sich selbst in Gedanken. Sie will sowieso nichts von Dir und außerdem seid Ihr gute Freunde, da läuft sowieso nichts.
Ganz abgesehen davon war er ja auch liiert. Seine Freundin war immer etwas angesäuert, wenn er sagte, dass er nach Münster fahren und bei ihr übernachten wollte. Er konnte ihr auch immer mit bestem Gewissen versichern, dass da sowieso nichts passieren würde, so lange wie sie beide sich schon kannten.

In Gedanken, wie er war, kramte er seine Sachen aus der Reisetasche, breitete den Schlafsack aus und rückte sich das Kopfkissen zurecht, das sie ihm frisch bezogen hatte. Sie lag schon im Bett. Die Matraze, auf der er schlief, lag neben dem Bett, dazwischen ein Gang für den Fall, dass jemand nachts raus musste. Er legte sich hin, deckte sich mit dem offenen Schlafsack nur zu. Es war zu warm, um ihn zu zu machen.

„Schlaf gut“, murmelte sie. „War eine schöne Party, nicht?“
„Ja“, antwortete er. „Hab lange nicht mehr so gut tanzen können. Die Musik war gut.“
Er streckte die Hand aus, um sie noch mal zum Einschlafen in den Haaren zu kraulen. Dieses Kraulen war die körperliche Nähe, die sich immer wieder mal zugestanden, wenn sie sich länger trafen. Es hatte nichts wirklich erotisches, es war eher eine liebevolle Geste, mit sich beide ihre freundschaftliche Zuneigung zeigten.
Er musste sich ganz schön recken, um sie zu erreichen. Dabei rutschte er von seiner Matraze und stieß sich den Ellbogen.
„Komm doch rüber“, meinte sie. Mit den Worten lüftete sie ihre Bettdecke etwas.
Er überlegte. Sollte er diese Einladung annehmen?
Er nahm sie an und kroch zu ihr unter die Decke. Und wo eben noch freundschaftliche Zuneigung war, breitete sich erotische Stimmung aus. Er spürte in kurzer Zeit, wie seine Unterhose enger wurde. Wenn sie das mitkriegte! Doch sie hatte keine Scheu, schlang ihre Arme um ihn zog ihn zärtlich an sich. Im Nu war es um ihn geschehen. Er rückte noch näher zu ihr und dann spürte sie seinen Steifen tatsächlich.
„Nein, nicht.“
Sie hielt inne.
„Doch, es ist so schön bei Dir“, gab er zurück.
Beiden war klar, dass sie gerade eine Grenze überschritten. Und beiden war eben so unklar, ob sie das wirklich tun sollten.
Er übernahm die Initiative. Schmiegte sich eng an sie, ließ sie seine Erregung spüren. Seine Hände fuhren ihren Rücken rauf und runter, krabbelten die Wirbelsäule entlang. Und das war eindeutig kein freundschaftliches Kraulen, sondern Reize pur.
Sie wand sich innerlich noch etwas, gab dann aber nach und kam ihm entgegen. Immer enger wurde ihre Umarmung, immer fordernder seine Hände. Er zog ihr das Hemdchen über den Kopf. Sie ließ es willig geschehen, fasste an seinen Po und knetete ihn.

„Weißt Du, wie lange ich das schon möchte?“, entfuhr es ihm.
„Ich ahne es“, gab sie zurück. „Wir sollten das nicht tun, aber es ist so schön.“
Unsere Hände fanden immer geheimere Stellen. Er streichelte ihre Brüste. Dabei nahm er die Spitzen sanft zwischen die Finger. Ganz zärtlich drückte er zu. Sie seufzte tief. Und begann zu stöhnen, als seine andere Hand die Spalte erreichten, die schon heiß und feucht darauf wartete.
Mit einer Hand griff sie seinen Ständer und rieb ihn. Jetzt war das Stöhnen an ihm. Er rieb ihre Klit und in kurzer Zeit kam sie unter seinen Fingern.
„Was soll ich tun?“, fragte sie.
Sie war nicht etwa unerfahren, wollte aber gern ihn auch zum Orgasmus bringen. Doch er war zu ungeduldig. Er setzte sich auf ihren Bauch, griff mit der einen Hand hinter sich und fingerte sie weiter, mit der anderen rieb er seinen harten Schwanz.
„Kraul mir die Eier, ja? Bitte“, brachte er noch heraus. Sie tat es und einige Momente später entlud er sich auf ihren Bauch und ihre Brust.
Tief stöhnte er.

Langsam ließ er sich auf sie niedersinken. Sein Sperma verteilte sich zwischen ihren Leibern und sie hielten sich noch eine Weile eng umarmt, bevor sie sich zum Schlafen wieder trennten.

Am nächsten Morgen frühstückten sie ziemlich eintönig. Sie fuhren mit dem Bus zu ihren Autos. Im Bus sah sie ihn fragend an.
„Wirst du deiner Freundin davon erzählen?“
„Nein, das werde ich nicht tun. Es würde sie nur verletzen, aber sonst nichts bewirken. Ich will sie ja nicht verlassen.“
„Eben“, gab sie zurück. „Ich ärgere mich total über mich selber. Ich hätte das nicht tun sollen.“
„Tja, hätten wir beide nicht, oder? Aber, immerhin habe ich es sehr genossen. Du nicht?“
„Doch, es war wunderschön. Trotzdem ärgert es mich, dass wir nicht die Finger voneinander lassen konnten.“
„Ja, aber es ist nun nicht mehr zu ändern. Denken wir an die schöne Erfahrung.“
Damit war ihr Gespräch beendet. Am Auto nahmen sie sich zum Abschied noch einmal in den Arm.
Nie hat jemand anderes davon erfahren. Aber beide waren sich immer ihrer gegenseitigen Zuneigung bewusst, auch als sie Jahre später beide verheiratet waren. Inzwischen ist er wieder Single, sie mit ihrer Freundin verheirat.
Befreundet sind sie heute noch und noch immer zelten sie ab und an zusammen. Doch es ist zwischen ihnen nie wieder zu solcher Annäherung gekommen. Einmal hat sie für den Rest ihres Lebens zufrieden gemacht.

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