Valérie und ich verliebten uns, und noch immer denke ich fürs Leben gerne an unsere Sommerspaziergänge an der Seine und am Mont Martre zurück. Sehr rasch zogen wir zusammen, in meine damalige Dachwohnung in der Nähe der Sorbonne. Es handelte sich eher um eine Loft, mit Blick über Paris durch die riesigen verglasten Wände, und das Schmuckstück, es sei hier gleich gesagt, war das Schlafgemach. Eher ein Gemach als ein Zimmer, klar, und das Bett war so breit, dass neben mir mühelos drei Frauen darin Platz gefunden hatten. Mehr als einmal war ich an drei Frauen gleichzeitig zugange gewesen, und sie aneinander, und wenn sie sich nebeneinander gruppierten, alle im Vierfüßlerstand, ich hinter ihnen, hob ich ab ins Elysium: Ich sah Pflaume an Pflaume, Arschlöchlein an Arschlöchlein, da und dort eine Michaelisraute gar.
Aber bei allen Liebesexperimenten, in die ich immer öfter auch Valérie mit einbezog, gab es eine erbarmungslose Realität. Valérie wollte ein Kind. Etwa zwei Jahre lang konnte ich sie hinhalten, dann vertraute ich ihr mein Problem an. Meine Zeugungsunfähigkeit. Valérie war erleichtert und zornig zugleich. Erleichtert deshalb, weil ich ihr reinen Wein einschenkte, zornig deshalb, weil ihr bewusst war, dass ich sie zu lange hingehalten hatte. „Das hat nun seinen Preis“, sagte sie beim Frühstück mit knusprigen Croissants maliziös. „Ich will ein Kind, egal von wem.“
Mir blieb das Herz stehen. Bei aller Offenheit gegenüber Frauen, bei allem Interesse an polyamoren Beziehungen: Ich war ein eifersüchtiger Mann, und es zerriss mir beinahe das Herz, mir vorzustellen, wie ein anderer an Valérie zugange sein könnte. Valérie mit roten Flecken am Hals, mit schweißnassem Haar, Valérie, die sich an die Matratze klammert, während sie von wemauchimmer gevögelt wird. Valéries Vulva gehörte mir, mir ganz allein, ganz zu schweigen von ihren niedlichen Brüsten mit den riesigen dunkelbraunen Nippeln, an denen ich so gerne lutschte.
Aber es führte kein Weg an weiteren Diskussionen vorbei. Wollte ich die Beziehung von Valérie und mir nicht gefährden, musste ich es zulassen, das Fremdvögeln. „O.k.“, seufzte ich eines Tages. „O.k. Aber ich will mit dabei sein.“
Wie Valérie schwanger wurde
Die Memoiren des Dr. Jeanrenaud
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Wie Valérie schwanger wurde
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