Okay, ich muss zugeben, dass ich nach der langen Abstinenz, die hinter mir lag, wahrscheinlich leicht zu beeindrucken war, doch je länger ich ihn beobachtete, desto stärker zog er mich auf unwiderstehliche Weise an. Ich spürte, wie zunehmende Unruhe mich erfasste; mein rechter Fuß begann nervös zu wippen. Zum Glück schien er davon keine Notiz zu nehmen. Gleich nachdem er sich gesetzt hatte, hatte er sein Smartphone hervorgeholt und sich, ohne mir die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, in das Display vertieft. Ein abwesendes Lächeln erhellte gelegentlich seine Züge. Das machte ihn nur noch attraktiver.
Wir erreichten die Außenbezirke und der Wagen leerte sich jetzt zusehends. Vor der nächsten Station erhob sich umständlich die dicke Frau neben mir von ihrem Sitz. Als der Zug abbremste, geriet sie bedenklich ins Wanken und rempelte dabei den attraktiven Typ mir gegenüber mit einer ihrer prall gefüllten Einkaufstüten an, worauf ihm sein Smartphone entglitt und zuerst auf meinem Fuß, dann auf dem Boden unter meinen Beinen landete. Instinktiv bückte er sich danach, doch ich war schneller. Beinahe wären unsere Köpfe zusammengestoßen. Wir lächelten uns an. Während wir uns wieder aufrichteten, reichte ich ihm sein Handy.
„Danke sehr“, sagte er höflich und, „Entschuldigung, ich hoffe, es hat nicht wehgetan.“
„Alles gut“, antwortete ich immer noch lächelnd, „ist es noch ganz?“
Er nahm es gründlich in Augenschein, tippte ein bisschen drauf herum und sagte: „Sieht ganz so aus. Dein Fuß hat wohl den Sturz abgedämpft. Danke! Hoffentlich kriegst du keinen blauen Fleck. Wär‘ schade um den hübschen Fuß.“
Wie er mich so einfach duzte und dabei frech angrinste, machte mich noch nervöser, als ich ohnehin schon war. Der Typ war echt süß. Im vorderen Abteil des Waggons waren wir inzwischen allein. Nur in den anderen Abteilen saßen noch weitere Fahrgäste.
Wieder auf Los
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