Wiederbelebung

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Wiederbelebung

Wiederbelebung

Wulff Triebsch

Partnertausch soll die Paarbeziehung beleben - heißt es. Aber wenn auch das zur Routine wird, hat man ein Problem, wenn der Drang zu Neuem größer ist als die Sehnsucht nach dem Gewohnten. Marion und ich konnten einfach nicht vergessen, welche prickelnde Lust wir empfanden, als wir zum ersten Mal mit Vera und Sven unsere Partner austauschten. - Inzwischen war alles Routine, und wir hielten immer häufiger Ausschau nach neuen Möglichkeiten, um das Gefühl des ersten Mals wiederzubeleben.
„Ich habe gehört, dass in der Stadt ein neuer Club eröffnet wurde“, erklärte Vera eines Tages. „Ein Paar–Club für Swinger. Wir könnten alle vier dem Club einen Besuch abstatten. Vielleicht erlebten wir dort noch einmal, wie es damals war.“ Sven nickte dazu und auch Marion schien keine Bedenken zu haben.

Wir verabredeten uns am Wochenende vor dem Eingang des Clubs. Ein Mann in elegantem Anzug erschien und stellte sich als Clubmanager vor: „Sagt einfach Olaf zu mir.“ Das ›Du‹ war selbstverständlich. Vera schien er bereits zu kennen, denn er begrüßte sie mit einer innigen Umarmung und einem dreifachen Kuss.
Zuerst mussten wir die strengen Regeln im Paar–Club lernen, die auch wir zu beachten hatten. Olaf erklärte, dass Männer allein nicht eingelassen wurden, nur Paare, in Ausnahmefällen auch einmal Frauen allein.
Die Lounge, die wir betraten, gehörte zum Eingangsbereich, wo man sich nur bekleidet aufhielt, den ersten Kontakt mit anderen knüpfte, bevor man sich in einen der Nebenräume zurückzog, um sich intim zu paaren, unter den Augen aller, wie Olaf betonte. Nur so waren die Frauen sicher, dass die Männer keine unerwünschten Reaktionen zeigten.
Er führte uns vorbei an Umkleidekabinen in einen spärlich rot beleuchteten Raum, in dem wir nur mit Mühe einen Whirlpool mit einer nebeligen Dunstwolke erkannten. “Dieser Raum wird von Anfängern bevorzugt“, erklärte Olaf. „Die Beleuchtung ist hier so gedämpft, dass man sich nicht beobachtet fühlt, und die Hände spielen hier die entscheidende Rolle, um nicht seinen Partner aus den Augen zu verlieren.
„Und wie findet man heraus, ob der Partner einverstanden ist, hierher zu kommen?“, erkundigte sich Marion.
Es gibt nur eine Methode, erklärte Olaf: Man reicht noch in der Lounge dem Partner die Hand. Ergriff er – oder sie – diese, war der Partner einverstanden, und beide mussten irgendwie das weitere Vorgehen unter vier Augen aushandeln. Wenn man aber die Hand abwies, durfte man keine weiteren Avancen machen, sondern musste sich zurückziehen, aber bitte nicht mit beleidigter Miene. „Lächeln, lächeln, und es beim nächsten erneut versuchen“, meinte Olaf. „Und wehe, jemand ist eifersüchtig, wenn die Partnerin die Hand eines Fremden annimmt. Dann ist es besser, gleich zuhause zu bleiben.“
Er reichte Vera die Hand, die sie sofort ergriff, beide verschwanden schon jetzt in einen der Nebenräume. Sven schaute Marion an, die ihm die Hand hinhielt. Beide liebten offenbar auch hier das Gewohnte. Ich war allein - so schnell ging das hier.

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