Was ist eigentlich dort? fragte Emet. Dort? Elian zuckte die Schultern. Im Westen erhebt sich ein unbezwingbar hohes Gebirge, das sich nach Norden zieht. Es fällt steil ab mit undurchdringlichem Wald an den Hängen und bildet mit dem gegenüberliegenden Bergrücken ein tiefes Tal mit einem schmalen Durchbruch des Flusses Tiker, der letztlich nach Arrnos fließt. Weiter im Westen gibt es eine ähnliche Einkerbung im Gebirge, durch die der Fluss in den Talkessel dringt und in unzähligen Armen labyrinthisch mäandert. Er bildet ein weitläufiges Sumpfgebiet, in dem du die meiste Zeit durch die Äste der Bäume klettern musst. Hast du kein Wasser unter dir, dann schwankendes Moor oder Morast – und der Treibsand kann dich verschlingen ohne Hoffnung Rettung. Kein menschliches Wesen habe ich je dort gesehen, dafür zahlreiche Krokodile, Schlangen und unzählige Moskitos. Mich zieht es nicht dorthin. Ich bevorzuge festen Boden unter den Füßen oder den Rücken eines Pferdes. Außerdem droht von dort keine Gefahr.
Elian hielt kurz inne, dachte nach. Eine Sage erzählt, dort wohnt ein wildes Volk, beherrscht von einer wunderschönen Hexe, die Eindringlingen bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust schneidet und ihr Blut trinkt. Die diesem entsetzlichen Ritual zusehen mussten und zurückkamen, waren für ihr Leben gezeichnet und flüchteten sich in den schützenden Wahn, weil sie das Erlebte nicht ertragen konnten. Ich halte ja nichts von solchen Geschichten. Auch über mich werden Dinge erzählt, die ich nie vollbringen könnte. Aber es kann einen wahren Kern dieser Erzählung geben, also sei vorsichtig. Sie hatte schon erkannt, dass Emets Abenteuerlust wieder entflammt war. Ich weiß, du hast keine Lust, dich mit mir auf öde Grenzpatrouille zu begeben. Wenn du in den Dschungel gehst, können wir uns beim nächsten Vollmond am östlichen Ende des Auwaldes auf der Halbinsel des Flusses treffen und gemeinsam in das Dorf zurückkehren.
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