Wildnis

Amazonengeschichten - Im Land des Nordens - Teil 11

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Stayhungry

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Emet liebte es, auf dem Rücken ihres Pferdes über die Steppe zu jagen, und der atemberaubende Blick von einem Berg schenkte ihr das Gefühl von Erhabenheit und Demut gleichermaßen. Am meisten aber von allen Landschaften der Wildnis liebte sie den Wald, den lichten Wald am Rande der Savanne, den dunklen Wald in den Höhen der Berge und über alles den Regenwald. Dort fühlte sie sich ganz eins mit der sie umgebenden Natur, hellwach in der Gefahr und doch ohne Angst. Seit zwei Tagen bewegte sie sich fast nur noch in den Ästen der Bäume, weil unter ihr kein fester Grund mehr zu finden war. Öffnete sich die Vegetation zu einem Flussarm hin, so fand sich nur menschenleere Einsamkeit. Sie ernährte sich von Fischen, die sie mit Pfeilen jagte und musste sich flink vor Krokodilen retten, die sich beim Bergen der Beute sie selbst als solche auserkoren. Lachend neckte sie in gefährlichem Spiel die urtümlichen Bestien und fühlte sich unbeschwert wie lange nicht mehr. Wieder einmal war sie erfolgreich und ließ sich auf einer kleinen Insel mit festem Boden nieder, um den rohen Fisch zu verspeisen.

Nur die linke Hand hatte Emet noch frei, als die Riesenschlange sich blitzartig um sie wand. Ihre rechte Hand hatte instinktiv zum Dolch am Gürtel gegriffen – und war nun vom Körper der Riesenschlange fest an ihre Seite gedrückt. Emet hatte den Hals der Schlange unterhalb des Kopfes gepackt und hielt den zischenden und züngelnden Rachen mit den schrecklichen Fangzähnen mühsam auf Distanz. Die Schlange wollte sich in Emets Hals verbeißen, während ihr Körper schon sein todbringendes Würgen begonnen hatte. Emets freie Hand konnte diesem nur aus Muskeln bestehenden Monster kaum etwas entgegensetzen. Ihre einzige Chance bestand darin, solange ihre Kraft noch reichte, den Kiefer der Schlange von ihrem Hals fernzuhalten und ihr die Kehle durchzubeißen, so wie Elian ihre Zähne immer als Waffe einsetzte. Und dabei durfte sie keinen Biss der Schlange ermöglichen. Emet hatte jetzt richtig Angst, Panik, denn sie war so gut wie wehrlos. Wohl nie in ihrem Leben war sie dem Tod näher als jetzt – und ihre Chancen standen nicht gut. Sie konnte kaum noch atmen und merkte, wie ihre Sinne schwanden.

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