Darüber ein Regal mit Geschirr und Küchengeräten, daneben der Spiegel. Unter der Spüle der Vorratsbehälter für das Wasser, das sie von Zeit zu Zeit aus dem Brunnen holen muss, eine große, blaue Tonne mit Deckel. Dann ist da noch sehr großer Kühlschrank und natürlich ein Herd, in dem ein Feuer brennt und behagliche Wärme verbreitet. Es ist ein altertümliches Modell für Holz und Kohlen mit Kochstellen, deren Durchmesser mit konzentrischen Ringen verstellt werden können und, an der Seite, ein großer eingebauter Wasserboiler. Die Haustür führt aus dem Wohnraum direkt ins Freie zu dem Vorhof oder Vorgarten, eine zweite, mit einer Glasscheibe versehene, aus der Küche auf einen Hinterhof. Die dritte Tür im Raum ist verschlossen, sie führt vermutlich in das Schlafzimmer, denn ein Bett kann er nicht entdecken. Bei aller Kargheit der Einrichtung hat er sich sofort willkommen und behaglich gefühlt, bedingt auch durch den Wind, der immer noch laut heult und an den Türen zerrt und an den Fenstern rüttelt und weil der Regen, der nun voll eingesetzt hat, an die Scheiben prasselt und auf das Wellblechdach donnert. Der Hund vor dem Haus jault, ein paar Hühner gackern, sie sind vermutlich in einem Stall im Hinterhof, denn von dort kommt das Geräusch, ab und zu kräht ein Hahn. Es ist verdammt gemütlich hier, denkt er und ist froh, im Trockenen und im Warmen zu sitzen und diesem vermaledeiten Wind nicht ausgeliefert zu sein.
Nachdem er sein Missgeschick ausgiebig beklagt hat, fängt die Frau an zu reden, stellt aber erst einmal nur Fragen. Sie will viel wissen, woher er kommt, wohin er will, wie lange er schon im Land ist, wie lange er noch bleiben will. Dann fragt sie nach seiner Familie, ob er verheiratet ist, mit einer Frau, fragt sie seltsamerweise nach, sie habe gehört, dass in seinem Land, - Deutschland das sei doch richtig - , auch zwei Männer heiraten könnten, madre de dios, das müsse man sich vorstellen, zwei Männer oder auch zwei Frauen, die dann sogar vom Priester getraut würden.
Wind 1
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Wind 1
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