Es kämen nicht viele Menschen in die Gegend, hier gäbe es nichts, keine Attraktionen, keinen Grund zu kommen oder zu bleiben. Alle seien immer nur auf der Durchreise. Und seit es die autopista gäbe, würde keiner mehr die carretera benutzen, die durch das Dorf führt und die früher alle nehmen mussten. Seit die autopista da ist, habe der Verkehr in der Gegend deutlich zugenommen, aber kaum einer würde den Umweg durch das Dorf machen.
Er windet sich ein wenig, weil er nicht zu neugierig erscheinen will, aber eine Frage habe er, eine etwas indiskrete, ob sie allein lebe oder verheiratet sei. Sie lebe allein, antwortet sie, ohne sich zu zieren. Sie sei Witwe, ihr Mann sei schon vor Jahren bei einem Unfall gestorben, kurz nachdem sie her gezogen waren, kaum das sie das Haus gebaut hatten. Sie wollten eine Ranch gründen, sie hatten große Pläne und etwas Geld, weil die Regierung solche Unternehmen in der Gegend gefördert hatte. Ihr Mann sei von einem wild gewordenen Pferd getreten worden. Nach ein paar Tagen des Leidens, hier in diesem Haus, in ihrem gemeinsamen Bett, dort drüben im Schlafzimmer, sei er gestorben. Ein Arzt sei nicht gekommen und auch kein Priester, solche Typen, sie sagt es ziemlich despektierlich, habe es damals hier gar nicht gegeben, weil es auch das Dorf noch gar nicht gab, sie seien unter den ersten gewesen, die sich hier angesiedelt hatten. Er sei gestorben und sie war froh, als er Erlösung gefunden hatte. Sie bekreuzigt sich, als sie das sagt. Es wäre bestimmt nichts Rechtes mehr aus ihm geworden, mit den vielen Knochenbrüchen und dem eingedrückten Brustkorb. Geröchelt habe er die ganze Zeit und Blut gespuckt und gejammert und sich Sorgen gemacht, wie es mit ihr weitergehen würde. Ihm sei klar gewesen, dass er sterben müsse, als er in ihrem Ehebett lag, das sie viel zu kurz gemeinsam benutzt hatten. Er sei ein guter Ehemann gewesen und ein tapferer Mann.
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