Wind 1

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Wind 1

Wind 1

Yupag Chinasky

Er hatte Zweifel, ob er sein angestrebtes Ziel noch vor Einbruch der Nacht erreichen würde. Es war ihm immer wichtig, auf Reisen rechtzeitig ein Zimmer zu haben. Er hasste es, spät irgendwo anzukommen und sich dann auf die Suche nach einer Unterkunft zu machen. Und wohin fahren, hier in dieser Gegend, wenn er nichts fand? Er beschloss den kleinen Umweg durch das Dorf zu machen und nachzufragen. Außerdem wollte er sich nach der langen Fahrerei ein wenig die Beine vertreten und schließlich, auch das war nötig, musst er pinkeln. Eine Pause würde ihm auf jeden Fall gut tun. Er fuhr auf einer unbefestigten Schotterstraße in Richtung Dorf, das er von der Hauptstraße aus nicht sehen konnte, weil es  in einem flachen Tal lag. Er merkte erst jetzt, als der Wagen holperte und eine hohe Staubwolke erzeugte, wie gut es war, dass diese Hauptstraße gut ausgebaut und asphaltiert war. Als er die ersten Häuser des Dorfes in einiger Entfernung sah, tauchte direkt am Straßenrand ein einzelnes Haus aus einer Staubwolke auf. Er fuhrt vorbei, wollte ja eigentlich in das Zentrum, wenn es so etwas gab, hielt dann aber doch an, denn beim Anblick dieses verlassenen Hauses, vor dem dunklen Himmel und umspielt von Staubwirbeln, kam ihm die Idee, ein paar Bilder zu machen. Gleichzeitig war der Drang pinkeln zu müssen, immer größer geworden und er wollte sich lieber hier, außerhalb der Ortschaft, erleichtern, als dort nach einer Toilette suchen. An die zweihundert Meter von dem Haus entfernt, stellte er das Auto so ab, dass es die schmale Straße nicht versperrte, mit zwei Rädern auf der Straßenböschung. Als er  die Tür öffnete, um auszusteigen, hätte eine Windböe sie ihm fast aus der Hand geschlagen. Im Freien hörte er den Wind viel lauter heulen als im Wagen und er spürte sehr deutlich, wie ihm die Luft über die Haut strich, seine Haare durchwirbelte und an seiner Kleidung zerrte.

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