Wind 1

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Wind 1

Wind 1

Yupag Chinasky

Die leichte Verfärbungen des Himmels, ein rosa Glanz im Osten, den er im Rückspiegel bemerkte, kündigte den neuen Morgen an. Ein spannender Tag lag vor ihm, doch das ahnte er zu dieser frühen Stunde nicht und hätte ihm jemand vorausgesagt, welche Erfahrungen er am späteren Nachmittag machen und zu welchen Erkenntnissen er im Laufe der Nacht gelangen würde, hätte er es bestimmt nicht geglaubt. Um die lange Strecke ohne Stress und Hast und bei Tageslicht zu bewältigen, war er sehr früh aufgebrochen. Der Besitzer des kleinen Hotels hatte ihm am Abend, als er seine Rechnung beglich, bedauernd mitgeteilt, dass er zu so früher Stunde kein Frühstück erwarten dürfe, ihm aber freundlicherweise ein Lunchpaket zusammengestellt: Sandwich, Apfel, Banane, Softdrink. Bevor er aufbrach, hatte er sich auf seinem Zimmer noch einen Pulverkaffee mit kaltem Wasser zubereitet, denn heißes Wasser gab es zu dieser frühen Stunde auch noch nicht. Das musste reichen. Nun war er auf der Landstraße und als die Dämmerung einsetzte und bald danach die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne die Landschaft erhellten, hatte er zwar schon einige Kilometer geschafft, aber noch viele lagen vor ihm.

Gegen Mittag hielt er an einer einsamen Tankstelle. Es war die einzige in einem großen Umkreis und er füllte den Tank, obwohl dieser erst halb leer war. Bei der kleine Frau, die das Geld für das Benzin kassierte und die kaum über den Tresen ragte, bestellte er einen Milchkaffee und nahm sich aus einem Korb ein süßes Gebäck, obwohl er Süßes nicht mochte, aber es gab nichts anderes. Der Kaffee war dünn und heiß, das Gebäck hart und trocken. Vermutlich lag es schon ein paar Tage in dem Korb. Um es hinunter zu würgen, erinnerte er sich an seine Großmutter, die auch nichts Hartes essen konnte und tauchte das Stückchen in die dampfende Tasse und diese Mischung, dünner Milchkaffee und weich getunktes Gebäck, schmeckte nicht einmal schlecht.

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