Windschutz

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Windschutz

Windschutz

Paul Magallas

„Warum geht’s nicht weiter da unten?“
„Ich kann mich nicht sattsehen!“
„Was siehst du denn?“
Ich merkte, dass es ihm schwerfiel, in Worte zu fassen, was ihm da vor der Nase war.
„Dieses Ensemble ist einfach umwerfend: Auf dem Hintergrund deiner kaffeebraunen Haut die beinahe orange leuchtenden Schamlippen. Und darin das zartrosa weibliche Geheimnis, das sich öffnet, leicht glänzt, als hätte die Feuchte einen Klarlack drübergelegt. So etwas habe ich noch nie gesehen!“
„Schwatz nicht, als ob ich die erste Frau bin, der du dahin schaust!“
„Natürlich habe ich schon andere Frauen dort unten mit den Augen vernascht und mit der Zunge verwöhnt. Aber noch nie in einer solchen Farbkomposition. Zärtliches und Wildes, Zartes und Animalisches, Dunkles und Helles springen mir ins Auge (und in die Nase!) wie noch nie.“
„Kann‘s trotzdem weitergehen? Mir wird allmählich kühl und Simone langweilt sich.“

Von Anfang an.
Ich war mit Simone, mit der ich auf der Insel die Tage verbrachte, an den Strand gegangen. Die Sommertage waren vorbei. Doch an diesem Nachmittag schien noch einmal kräftig die Sonne. Wir hatten unseren „Windschutz“ mitgenommen: Jene Plane in Regenbogen-Farben, die man mit vier Posten im Sand verankern konnte. Wir hatten uns für ein abgeschlossenes Quadrat entschieden. Darin waren wir vor Wind und manch zudringlichem Blick der Strandgänger geschützt. Wir ließen uns in den Sand fallen, der sich für die Jahreszeit einladend warm anfühlte. Wir küssten und umarmten uns. Wir waren im Begriff, einander an die Wäsche zu gehen, als plötzlich ein Gesicht über dem Windschutz auftauchte. Darauf war ich nicht vorbereitet und stutzte erst, dann raunzte ich den Fremden an: „Was guckst du so? Bist‘n Spanner oder was fällt dir ein, einfach so auf uns herabzulinsen!?“
„Sorry. Ich wollte nicht stören…“ „Schon passiert!“ „…euer bunter Windschutz hat mich angezogen. Die Farben fallen hier am Strand auf.

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