Nachts wieder kein Schlaf, obwohl wir wieder eine Tablette genommen hatten. Noch nie war ich besonders religiös eingestellt. Kirche, Gebete, die Bibel, bisher immer als unnötig, überflüssig und nur für Dumme abgetan.
Plötzlich hatte ich den Wunsch in einer Kirche eine Kerze aufzustellen, mich mit einem Pfarrer zu unterhalten, zu beichten, wenn ich wüsste, dass es helfen würde.
„Chris, Schatz, schläfst du?“
„Nein, wie könnte ich. Ich will bereit sein, wenn das Telefon klingelt.“
„Hast du irgendwo eine Bibel?“
„Was um Himmels Willen willst du jetzt mit einer Bibel, Josie?“
„Ich weiß nicht, ich will sie einfach. Möchte sie hier zu uns ins Bett legen. Vielleicht spendet sie uns Trost.“
„Das ist eine …, Scheiße, warum bin ich nicht selber drauf gekommen?“
„Ist doch jetzt egal, hast du eine?“
„Ja, die alte vom Konfirmandenunterricht muss noch irgendwo liegen!“
An Schlaf war sowieso nicht zu denken, da kam es auf die halbe Stunde Sucherei auch nicht mehr an. Bis sie dann tatsächlich zwischen uns lag, und wir beide eine Hand daraufgelegt hatten.
Umso überraschter waren wir beide, als wir morgens die Augen aufschlugen und immer noch die heilige Schrift in unseren Händen hielten. Wir sahen uns an, lächelten trotz der inneren Anspannung. Ich nahm meine Hand vom Buch der Bücher und legte sie auf Chris‘ Wange, streichelte seinen Mundwinkeln mit meinem Daumen und sah tief in seine dunkel umrandeten, glanzlosen Augen.
Er selbst nahm sie dort weg und küsste meine Handfläche, begleitet mit einem Blick in meine Augen, der mir direkt unter die Haut ging.
Im Normalfall wäre es ein schöner Einstieg für ein erotisches Techtelmechtel geworden. Selten, dass wir unsere Finger bei uns behalten konnten, wenn ein Tag mit Streicheleinheiten begann.
Ich war Chris nicht böse, dass er nicht wie sonst den Anfang machte, oder mir sein hartes Gemächt an den Bauch presste.
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