Und ich vermutete, er war ganz froh darüber, dass ich nicht mit meinen Händen in seine Hose glitt, um ihn hart zu machen. Wer konnte in so einer Lage an Sex denken? Chris nicht, ich nicht, und ich konnte mir auch sonst niemanden vorstellen. Da müsste man schon sehr gefühlskalt sein.
Zwei angstvolle Tage und zwei schlaflose Nächte musste wir warten, bis endlich am dritten Tag gegen Mittag wieder Bewegung in den Fall kam. Allerdings völlig anders, als wir es alle erwartet hatten, klingelte weder das Festnetztelefon, noch das Handy von Chris, sondern meines.
„Hören Sie gut zu! Wenn Sie den Jungen lebend wiedersehen wollen, geben Sie uns die Software für die Lenkwaffensteuerung auf einer Festplatte. Für die Übergabe melde ich mich morgen wieder.“ – Klack.
Das es keine von meinen Freundinnen gewesen sein konnte, erkannten sie daran, dass ich weder jemanden freundlich begrüßt, noch einen einzigen Ton gesagt hatte, als ich mit Tränen in den Augen das Handy sinken ließ.
„Sie wollen die Lenkwaffensoftware …, morgen …, auf Festplatte.“
„Und lebt er? Hast du ihn gehört? Falk …?“
„Nein, Schatz, habe ich nicht. Sie haben mir auch keine Chance gelassen, nach einem Lebenszeichen zu fragen.“
„Also Werksspionage!“, nickte der Typ von der Kripo. „Dann wissen wir ja, wo wir ansetzen müssen. In ihrer Firma,
Herr Reichelt!“
Chris hatte ihm nicht zugehört. Er war wieder in sich zusammengesunken und versuchte gegen seine Tränen anzukämpfen.
Ich fühlte mich bei all dem so macht- und hilflos. Es gab nichts, was ich tun konnte, um die Situation zu verbessern, außer bei Chris zu sein und ihn zu trösten.
Auch mit allem anderen stand ich allein da. Niemand war da, der mich tröstete, der sich meine Sorgen und Ängste anhörte. Niemand, der an meiner Stelle die Fragen in der Firma beantworteten würde. Na klar nahmen auch meine Kollegen Anteil an unserer Angst, aber ich ging einfach nicht mehr hin, weil es auch noch den letzten Rest meiner Kraft gekostet hätte.
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