Inge erklärte es ihr:
„Ich weiß schon, was ich da tue, Käthchen! Schon seit dem ersten Tag hier, rauche ich hinter der Turnhalle. Bisher hat noch niemand etwas bemerkt. Mach dir mal keine Sorgen um mich. Ich pass schon auf, dass mich keiner beim Rauchen sieht. Bisher hab ich ja noch nie etwas abgekriegt, oder?“
Käthe nickte. Es stimmte ja auch! Inge war eines der wenigen Mädchen auf Ruteberg, das noch nie etwas hintendrauf bekommen hatte. Inge war ja auch ein ganz anderer Typ als Käthe. Inge benahm sich stets korrekt, bot den Lehrkräften keinerlei Angriffsfläche. Ihr einziges Laster waren die Zigaretten. Inge rauchte schon seit sie 15 war. Ein GI schenkte ihr eine Schachtel, als sie auf einer Parkbank lümmelte. In der Nachkriegszeit rauchte fast jeder, und auch Inge fand rasch Gefallen daran. Käthe schüttelte verärgert den Kopf. Inge kannte die Regeln! Wenn sie sich nicht daran halten wollte, mussten sie ihr eben auf die bittere Tour nahegebracht werden. Sie warnte Inge noch einmal eindringlich: „Inge, hör mir gut zu! Wenn sie dich mit einer Kippe erwischen, kriegst du sechs Rohrstockhiebe! Du wurdest noch nie übers Knie gelegt, seit du auf Ruteberg bist. Was meinst du, wie du jaulen wirst, wenn dich der gelbe Onkel besucht! Dann kannst du tagelang nicht sitzen…!“
Inge versprach ihrer Freundin, vorsichtig zu sein. Käthe blieb skeptisch, da Inge nicht den Eindruck erweckte, in Zukunft auf ihre geliebten Zigaretten verzichten zu wollen. Käthe kam zu dem Schluss, nicht viel mehr ausrichten zu können. Wenn Inge unbedingt Hiebe haben wollte, dann war es halt so!
Es sollte nicht lange dauern, bis sich Käthes Befürchtung bewahrheitete. Zwei Wochen später stand Inge an ihrem Lieblingsplatz, um sich mal wieder ein Zigarettchen zu gönnen. Sie hatte kaum zwei Züge genommen, als ihr eine erboste Stimme den Schweiß auf die Stirn trieb. Inge zitterte vor Angst.
„Inge, was machst du denn hier?
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