Also will er abends immer in seine Kneipen. Ich solle mitgehen, es sei doch nett, oder ich könnte mich auch mit meinen Freundinnen treffen. Danke. Wollte ich ein neues Restaurant ausprobieren, verdrehte er schon die Augen und meckerte, dass ich dann ja doch nur wieder den Salat mit Pute bestellen würde, wozu dann irgendwo hingehen, wo man keinen kennt.
Na, vielleicht um mit MIR mal einen netten Abend zu verbringen, ohne Glotze und in die Werbepause eingeschobenen schnellen Sex? Gegen den habe ich ja nicht grundsätzlich was. Aber es ist schon ein wenig Stimmung tötend, wenn ich an ihm rumnestele und er noch schnell den Action-Film programmieren muss, bevor er Zeit für mich hat. Aber Schatzi, wir sind doch eh dauernd zusammen. Diese stereotype Antwort hat schließlich Bände für mich gesprochen.
Überhaupt der Sex: Im Prinzip war es ganz in Ordnung, aber eben nur männlich orgasmusorientiert. Am Anfang sind die Herren der Schöpfung ja immer noch neugierig, auch ein wenig eitel und legen sich schon ins Zeug – unsereiner ja auch – aber dann wird es über kurz oder lang eingefahren. Das Programm wurde nur noch routiniert abgespult. Er wusste natürlich, dass man da unten was machen muss. Aber so richtig eigene Begeisterung für das Feuerwerk, das er damit erzeugen konnte – mittlerweile: hätte können – war nie zu bemerken. Bei ihm lag, wie bei den meisten, beim Vorspiel die Betonung auf VOR und dann erst hatte er was davon. Diese treuherzige Form von Egoismus und fehlendem Einfühlungsvermögen machte es mir auch so schwer, wütend zu werden. Aber irgendwie wurde ich mit der Zeit schon sauer, denn für mich ist Sex in einer festen Beziehung ein gemeinsames Hochgefühl und mir würde schon was fehlen, wenn ihm was fehlt. War aber nie so, er war immer glücklich, sobald er dran war und machen konnte, wie Männer es eben gut finden.
Natürlich meinte auch er, ich solle unser Sexleben wieder aufpeppen, Straps und hohe Schuhe tragen.
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