Auf meinem schön geformten Popo steht: 0179 3478560 call me!
Ich atme tief durch, überlege was ich tun soll. Ein erster Impuls wäre, mir den Mist vom Hintern zu waschen, was ich dann auch mittels eines Feuchttuchs erledige. Vorher schreibe ich aber die Zahlenfolge in mein Notizbuch, was rückwärts – vornübergebeugt vor einem Sanitärspiegel – nicht so einfach ist. Ich lache, als ich an den obskuren Anblick denke, den ich gerade biete. Ein Mann, der sich in einem übervollen Bus mittels Lippenstift auf meinem nackten Po verewigt, gehört nicht zu den normalen Zeitgenossen. Ich zerstöre sein Kunstwerk, indem ich über meine Pobacken wische. Dabei fällt mir auf, wie feucht ich mich anfühle. Es nutzt nichts, da ich nun arbeiten sollte. Trotzdem lässt mich der Fremde nicht los. Ich google die Nummer, die er auf meinen Backen hinterließ. Sie scheint anonym zu sein, was ich sowieso befürchtet hatte. Der Vorfall im Bus beschäftigt mich noch den ganzen Tag lang. Mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren, da meine Gedanken immer wieder zu dem unbekannten Fremden zurückfinden. Wie erregend es war, die fordernde Hand zu spüren, die sich über alle Konventionen hinweg setzte. Darf ich als emanzipierte Frau Gefallen an einem solchen übergriffigen Verhalten finden? Es kümmert mich nur wenig, da ich das Geschehen als hocherotisch empfinde. Am frühen Abend nehme ich mir ein Herz, um die Nummer zu wählen. Es dauert nur wenige Augenblicke, als eine stark verfremdet klingende Stimme an mein lauschendes Ohr dringt.
„Hast du dich also doch noch getraut?! Magst du mich treffen? Ich würde dich morgen Abend gegen 20 Uhr im Stadtpark erwarten, ganz in der Nähe des Kiosks. Du erkennst mich an meinem Mantel. Er erinnert dich an einen bekannten Film aus den 60ern. Du kennst doch ‘Spiel mir das Lied vom Tod‘?“
Ich erwidere, dass ich den Western-Klassiker schon gesehen habe.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.