Xavers alte Tage

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Xavers alte Tage

Xavers alte Tage

Andreas

Der alte Bauer war nicht damit einverstanden. Seit Jahr und Tag lebte er dort oben, hatte nie eine Hilfe gebraucht. Xavers mürrische Art hätte die meisten abgeschreckt. Grete kannte ihn nicht anders. Schon früher, als sie mit ihm im Kindesalter über die Almwiesen tobte, war ihr älterer Bruder sehr eigenwillig gewesen. Jetzt hatte der Xaver seinen 70. Geburtstag gefeiert, ganz allein auf der Alm.
Wobei ihn Grete trotzdem besucht hatte, obwohl er darauf gar keinen Wert legte. Grete war 5 Jahre jünger, lebte mit ihrer Familie unten im Tal. Sie machte sich Sorgen um ihren einzigen Bruder. Die Sommer waren kurz in der Höh, die Winter dafür lang und kalt. Jetzt, Ende April wurde es langsam wärmer und bald hatte der Xaver wieder alle Hände voll zu tun. Grete beschloss, dass er eine Hilfe brauchte. Wie gesagt, ihr Bruder wollte das nicht. Grete ließ nicht locker, bis er schließlich zusagte.

„Gut, aber nur damit mir endlich meine Ruh lässt! Wann soll das Madl denn herauf kommen?“
Grete wirkte zufrieden. Es beruhigte sie, wenn jemand nach dem Xaver schaute. Sie antwortete:
„Morgen kommt die Bärbel, gleich in der Früh. Sie ist eine ganz patente Person, obwohl sie noch so jung ist. Sie hat immer im Wirtshaus der Eltern mitgeholfen und weiß, wie man einen Haushalt führt.
Sei bloß nett zu ihr, Xaver! So jemanden find ich nicht mehr so schnell. Vergraul mir die Bärbel nicht!“

Xaver nickte nur abwesend. Er war nicht scharf auf diese Hilfe, aber gegen Gretes Sturheit war kein Kraut gewachsen. Er begleitete seine Schwester zu ihrem Jeep, versprach ihr zum Abschied, zu der Bärbel freundlich sein zu wollen. Dann sah er noch eine Weile hinterher, bis der Wagen hinter einer Rechtskurve endgültig aus seinem Blickfeld verschwand. Am nächsten Morgen, in aller Herrgottsfrühe, ging Xaver in den Hühnerstall. Nachdem er die Eier eingesammelt hatte, hörte er ein heranfahrendes Auto. Er ging ins Freie, stellte die Eier vor dem Haus ab. Eine dunkelblonde, junge Frau stieg aus einem älteren Kombi aus. Sie trug Jeans und feste Schuhe, hatte ihr schulterlanges Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Xaver schätzte sie auf höchstens 25, als sie mit flotten Schritten auf ihn zukam. Xaver stand unschlüssig da, als sie ihm lächelnd die Hand reichte.

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