Xeas Sommerabenteuer

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Xeas Sommerabenteuer

Xeas Sommerabenteuer

Andreas

Eigentlich lautete ihr Vorname Alexandra. Sie wusste selbst nicht, woher der Spitzname Xea kam, oder wer ihn zuerst benutzt hatte. Es gab niemanden, der sie Alexandra nannte, wenn man von ihrer Mutter absah. Die benutzte die lange Version aber auch nur, wenn sie sich über ihre Tochter ärgerte oder sie sich um diese sorgte. Xea grinste, als sie sich auf das stylishe Mountainbike schwang. „Sei vorsichtig, Alexandra! Ich habe keine Lust, dich im Krankenhaus zu besuchen!“ Xea schüttelte ihre blonde Mähne. „Keine Sorge, Mum. Ich will nur ein bisschen durch den Wald cruisen.“ Die 22-jährige Studentin setzte sich den Helm auf, was ihre Mutter beruhigte. Xea gab ihrer Ma ein Küsschen, ehe sie von dannen radelte. Es dauerte nicht lange, bis das hübsche Mädchen in den schwarzen Shorts aus ihrem Sichtkreis verschwunden war. Sarah Keller konnte ihre einzige Tochter gut verstehen. Xea war eine sportliche, junge Frau, die nach den langen Wintermonaten ein Nachholbedürfnis stillen musste. Downhill Biken gehörte zu Xeas großen Leidenschaften, und das sommerliche Wetter machte es endlich wieder möglich, dass sie diesen auch frönen konnte. Der Stadtwald war nur wenige Kilometer entfernt. Xea freute sich richtig auf diese Ausfahrt. Sie hatte zwar im Frühjahr ein paar Runden drehen können, die aber nicht ausreichten, um ihren Drang nach Bewegung richtig befriedigen zu können. Nun starteten die Semesterferien und Xea hatte genügend Zeit, um sich ihrem besonderen Hobby zu widmen. Xea trat gleichmäßig in die Pedale. Das letzte Stück Straße vor dem Wald war relativ steil. Xea straffte ihre Bauchmuskulatur, wobei sie ihren Oberkörper weit über den Lenker nach vorn beugte. Xea kam bei dieser Steigung nur leicht ins Schwitzen. Sie trainierte regelmäßig, um sich in Form zu halten. Das kam ihr jetzt zugute. Endlich sah sie den Wald vor sich. Xea freute sich über die Tatsache, dass zu dieser frühen Stunde kaum jemand unterwegs war. Sie fuhr an zwei Wanderern vorbei, ehe sie in einen abgelegeneren Waldweg einbog. Nachdem sie einige hundert Meter in den Wald gefahren war, erreichte sie eine weitere, deutlich extremere Steilstrecke. Xea musste in der Mitte absteigen, um ihr Bike nach oben zu schieben. Als sie es endlich geschafft hatte, konnte sie die gesamte Downhill Strecke überblicken. Es handelte sich um eine anspruchsvolle Abfahrt, die zudem nicht zu den offiziellen MTB-Strecken gehörte. Xea wusste, dass das Fahren hier eigentlich verboten war.  Sie war schon einmal erwischt worden. Im letzten Sommer erwartete sie am Ende der Abfahrt eine Bezirksförsterin. Die 50-jährige Frau erklärte Xea, dass sie sich in einem naturgeschützten Bereich aufhalten würde und dass sie wirklich nicht hoffe, die Bikerin hier auch nur noch ein einziges Mal anzutreffen. Xea kam mit einer mündlichen Verwarnung davon. Im Normalfall hätte sie das unerlaubte Fahren im Naturschutzgebiet 250 Euro gekostet. Zu Xeas Charakter gehörte eine gewisse Sturheit, die mitunter an Uneinsichtigkeit grenzte. Deswegen befand sie sich nun erneut an derselben Stelle.

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