Ich steckte Anja noch eine Flasche Wasser in ihre Bordtasche und stieg ebenfalls ein. Mein Platz als verantwortlicher Flugzeugführer „Pilot in Command“ war links. Heute hatten wir Westwind, der genau auf der Bahn lag. Das würde unsere Startrollstrecke deutlich verkürzen. Ich meldete uns beim Turm für einen lokalen Rundflug an.
Das Rollen zur Startbahn ist eigentlich recht langweilig. Um den Motor auf Betriebstemperatur zu bringen, geht es auch nur langsam voran. Ich nahm die Gelegenheit, Anja auf das Variometer aufmerksam zu machen. Damit wird ´steigen´ oder ´sinken´ angezeigt. Gern ergänzen die Fluglehrer, dass sie dieses Instrument eigentlich nicht brauchen. Ihr „Arschgefühl“ würde eine Höhenänderung viel schneller anzeigen, als es jedes Instrument überhaupt könnte. Natürlich kenne ich dieses Kribbeln in den Hoden auch und habe mich schon manchmal gefragt, ob Frauen hier nicht benachteiligt sind? Ich nehme mir vor, Anja nach der Landung daraufhin anzusprechen.
Ihr Interesse an meinem Vortrag schien sich aber in Grenzen zu halten. Offenbar hatte es ihr der Steuerknüppel zwischen ihren Schenkeln angetan: Ergonomisch geformt und gut mit der Hand zu umschließen, fasst er sich warm und fest an. Die Spitze ist deutlich ausgewölbt. „Wie bei einem Phallus“, habe ich mir schon oft gedacht und schmunzelnd ergänzt: „Wenn da nur nicht der Taster für den Flugfunk wäre“.
Die Startvorbereitung endet in der Regel am Rollhalt vor der Start- und Landebahn. Hier wird der Motor noch einmal auf volle Drehzahl gebracht. Der Flieger vibriert dabei und bäumt sich auf. Die Bremsen können ihn kaum halten. Ein angespanntes Gefühl macht sich breit. Bei Anja heute zum ersten Mal und immer wieder auch bei mir, obwohl schon tausendmal erlebt. Wir schauten uns an. Ein letzter Blick auf die Kabinenverriegelung, die Start- und Landeklappen und dann der Funkspruch: „Gehe in die Bahn und starte Piste 27“.
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