Jetzt geht alles ganz zügig: Ich gebe Vollgas. Der Flieger rollt an. Schnell ist die Abhebegeschwindigkeit erreicht. Ich ziehe den Steuerknüppel leicht zu mir heran, um das Bugrad zu entlasten. „Hoffentlich hat Anja die andere Seite losgelassen!“ schießt es mir durch den Kopf. Sie hat und schon sind wir in der Luft und fliegen den Wolken entgegen.
Wir nehmen uns Zeit für den Steigflug und genießen das Spiel mit den Wolken. Hier also wohnen die Engel? Wir steigen weiter. Bald hat uns der Flieger in eine Höhe von 3000m getragen. Zunehmend spüren wir durch die Glaskanzel die Kraft der Sonnenstrahlen. Die breiten, schwarzen Sicherheitsgurte entwickeln daraus eine wohlige Wärme, die den ganzen Körper durchströmt.
Anja nahm sich die Wasserflasche, bekam sie aber nicht geöffnet. Durch den hier oben geringeren Luftdruck, hatte sie sich prall gefüllt und fasste sich ebenso hart an wie vorhin der Steuerknüppel. „Vielleicht wäre heute ein Wasser ohne Kohlensäure besser gewesen“ dachte ich bei mir. Ich ließ mir von Anja die Flasche geben und löste vorsichtig den Schraubverschluss. Das Wasser sprudelte heftig. Lustig wischten wir uns die Perlen von der Nase und tranken die Flasche gemeinsam aus. Wir neckten uns mit dem Hinweis auf einen „Kuss auf Umwegen“. Anja verschloss die leere Flasche wieder und steckte sie zurück in die Bordtasche.
Ich hatte das Flugzeug inzwischen ausgetrimmt und konnte den Steuerknüppel loslassen. Es flog von allein geradeaus. Anja hatte mir zugesehen.
„Kurs halten, Höhe halten, Schnauze halten“, lernen Flugschüler zuerst und schweißgebadet steigen sie nach den ersten Landungen wieder aus: „Höhe halten“ ist äußerst schwierig und muss geübt werden. Erst nach langer Zeit entsteht ein „Arschgefühl“.
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