Wenn alles glatt verlief, sollten sie Kingston in den frühen Morgenstunden erreicht haben. Franks Plan sah vor, als Handelsschiff getarnt den Hafen anzulaufen. Um diese frühe Uhrzeit hielten sich nur die Schauerleute am Hafen auf. Frank gab Matt und dem alten Joe die Anweisung einige Fässer Rum unter Deck zu schaffen. Der Alkohol sollte als Tarnung dienen, um die Schauerleute von ihrem wahren Vorhaben abzulenken. Frank wartete ab, bis alle Fässer von Bord waren. Silver nannte ihm einen Lagerraum, zu dem er den Rum bringen ließ. Frank bezahlte die Schauerleute, die ihren Lohn sofort in die nächste Kneipe trugen. Nun war es an der Zeit, um die Uniformen anzulegen. Franks Truppe bestand aus sechs entschlossenen Männern, die sich als englische Soldaten verkleidet auf den Weg machten. Tarbeard konnte nicht schlafen, da er sich um seine Tochter und Louisa sorgte. Die Gedanken des hartgesottenen Piraten kreisten um die jungen Frauen. Tarbeard konnte sich bildhaft vorstellen, was Charles Broughton mit ihnen anstellte. Die Schmach nagte an ihm, seit Louisa sich von ihm befreit hatte. Tarbeard kannte Männer wie Broughton, deren Sadismus grenzenlos war. Während er verzweifelt überlegte, wie er aus dieser Zelle entkommen konnte, drangen kaum hörbare Stimmfetzen an seine Ohren. Frank verlangte in die Kaserne eingelassen zu werden. Die beiden Wachen blieben vorsichtig, obwohl Franks Truppe in britische Uniformen gekleidet war.
„Wir haben den strikten Befehl, niemandem Zutritt in den Gefängnistrakt zu gewähren. Es sei denn, ihr könnt eine entsprechende Genehmigung vorlegen, die der Friedensrichter unterzeichnet hat.“ Frank langte in seine Uniformjacke. Er zog eine Pistole hervor, die er dem überraschten Wachposten an dessen Schläfe hielt. Zeitgleich zückte Jim Cullen sein Messer, nachdem der alte Joe den zweiten Posten in seinen Schwitzkasten nahm. Frank nickte, als Jim ihn fragend ansah.
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