Bei „Königs“, so ging das Gerücht, gab es solch ausgefallene Gerichte jeden Tag. Schon knurrte ihm der Magen...
Und bei dieser Vorstellung, begann auch sein Hammer irgendwie so angenehm zu kribbeln.
„Zapunzel!“ was für ein schöner Name...“, ging es ihm plötzlich durch den Kopf.
Der Held durchschwamm eisige Seen, und überquerte die steilsten Berge des Zackengebirges. Was übrigens eine gute Übung für sein Vorhaben war.
Nach der Umgehung Kastaniens, wo inzwischen ein mörderischer Bürgerkrieg tobte, erreichte August Feuernagel schließlich wie durch ein Wunder, am siebten September im Jahre des Diebes, das Königreich mit dem großen Turm.
Sein Bart reichte inzwischen bis zur Erde hinab. Darum trug er ihn wie einen Mantel um den Leib gewickelt. Das war gar nicht unpraktisch, denn es ging auf den Winter zu. Außerdem waren seine Kleider von den vielen Abenteuern in der Fremde schon einigermaßen fadenscheinig.
„Zapunzel“, lautete die Parole...
„Auch dein Wonnebart wird inzwischen bis zur Erde reichen. Denn viele Jahre bin ich nun schon auf der Suche. Vielleicht könnten wir unsere Zotteln ja zusammenknoten?...“ ging es dem jungen Schlingel schmunzelnd durch den Kopf.
Eine Woche später stand er endlich am Fuß des riesigen Turms. Zu seinem Schrecken lagen schon hunderte von verbeulten Ritterteilen am Sockel.
Irgendwo gegenüber, im Fenster der Königsburg, blitzte eine goldene Krone. Ein bösartiger Greisenkönig, lachte sein zahnloses Lächeln. Morgen endlich, würde der alte Nachbarkönig mit seinem Heer eintreffen. Und dann würde es gegen Wersien gehen. Die Sache hätte schon lange vom Tisch sein können, wenn sich sein blödes Töchterlein nicht so zickig angestellt hätte.
Nun wollte sich der König ein letztes Mal am vergeblichen Mühen eines rolligen Narren weiden.
Natürlich würde auch dieser zottlige Wilde unweigerlich von den Mauern stürzen. Genau wie alle anderen Helden, deren Knochen nun zerschmettert in der Sonne bleichten.
Ja: Unser böser, blutrünstiger Märchenkönig, hatte schon mächtigen Spaß an seinem Bauwerk. Denn aus purer Gemeinheit, ließ der Herrscher seinen Turm regelmäßig, aber erst auf halber Höhe, mit schmierigem Gänsefett bestreichen.
Das war natürlich ziemlich hinterhältig. Aber es gab, wie eingangs schon erwähnt, in diesen Tagen noch keinen Film. Das hatte zur Folge, dass selbst steinreiche Könige nicht einfach so ins Kino gehen konnten. Ihre Kurzweil mussten sie sich daher auf andere Weise verschaffen.
Manche hatten spaßige Hofnarren, oder putzige Zwerge, die allerhand lustige Sachen für sie machten. Andere organisierten echte Zirkuskämpfe (so mit Löwen, Bauern die ihre Schulden nicht zahlten, politischen Wirrköpfen und anderen, wilden Attraktionen).
Etwas unanständigerere Könige ließen sich einfach scharfe Weiber aus aller Welt kommen. Und jene, die „Ihn“ nicht mehr hoch bekamen, bauten eben hohe Türme, sperrten ihre scharfen Töchter hinein, und schmierten die obere Hälfte mit Gänsefett ein. Die Hauptdarsteller stellten sich dann in der Regel automatisch ein. Das wusste unser König noch aus dem Dornröschenmärchen.
Zapunzel
Rotkerbchens Abenteuer - Teil 14
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Zapunzel
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