Zauberberg

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Leif Larsson

Ein fröhliches, hübsches Gesicht, eingerahmt von langen, glatten, dunkelbraunen Haaren lächelte sie aus dem Spiegel an. Ihre riesigen Lieblingsohrringe betonten die mandelförmigen, grünen Augen mit den dezent getuschten Wimpern. Carmen war aufgestanden und hinter sie getreten.
„Man sieht, dass du verliebt bist, Schwesterherz.“ bemerkte sie und strich der Jüngeren über das glänzende Haar. „Nun mach´ aber, dass du zu ihm kommst. Die Augenblicke sind kostbar. Außerdem wird es für mich auch langsam Zeit. Juan wird bald hier sein…“
Teresa schlüpfte in die flachen Espadrilles und erhob sich. Carmen drückte sie an ihren nackten Busen und küsste sie auf beide Wangen.
„Viel Spaß, Kleine. Ich wünsche euch einen verschärften Sonntag.“

„Ebenfalls!“ rief die jüngere mit einem Anflug von Verlegenheit und sprang aus dem Wohnwagen.

Teresa eilte durch die fast menschenleeren Rummelplatzgassen. Leichtfüßig wich sie den Pfützen aus, die sich während des nächtlichen Gewitters gebildet und in der gleisenden Sonne bereits wieder zu dampfen begonnen hatten. Nach wenigen Minuten hatte sie den Kristallpalast erreicht. Seine bunt bemalte Fassade türmte sich zu einem riesenhaften Diamanten auf, dessen verspiegelte Elemente das Sonnenlicht tausendfach streuten. Die Anweisungen befolgend, die Raul ihr per SMS übermittelt hatte, zwängte sie sich am Kassenhäuschen vorbei und schwang sich über die Balustrade. Sie trat durch das Drehkreuz, das er für sie entriegelt hatte, und tauchte ein in die magische Welt der tausend Spiegel.

Als erstes nahm sie den flüchtigen Geruch eines Glasreinigers wahr. Raul musste die Spiegel vor ihrer Ankunft von allen fettigen und klebrigen Hand- und Fingerabdrücken der letzten Besucher gereinigt haben. Obwohl Teresa den Palast schon öfter besucht hatte, setzte sie behutsam einen Fuß vor den anderen, um die Orientierung nicht zu verlieren.

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