Mit einem gemeinsamen Seufzer sanken ihre Köpfe auf ihre Schultern. So sehr standen sie in dem mächtigen Bann ihrer Gefühle, dass sie minutenlang und mit geschlossenen Augen verharrten, wortlos und tief atmend. Endlich, mit einem schmatzenden Geräusch lösten sich ihre verschwitzten Leiber voneinander. Völlig ermattet streckten sie sich nebeneinander auf den weichen Schaffellen aus. Wortlos nahm er sie in den Arm.
„Dein Zauberberg ist ein magischer Ort.“ flüsterte Teresa nach einer Weile und streckte sich vor Behagen. „So nah wie hier war ich dir noch nie.“
„Vielleicht liegt es an ihnen.“ sagte Raul und deutete auf ihre zahllosen Spiegel, von denen sie umgeben waren. „Vielleicht vervielfältigen sich mit den Spiegelbildern auch unsere Gefühle.“
Er langte nach einer Wasserflasche, die er vorsorglich gut gekühlt bereitgestellt hatte. Durstig tranken sie die Flasche leer. Allmählich beruhigten sich ihre Gemüter wieder und der Schweiß auf ihrer Haut trocknete langsam.
Teresa hatte sich an Raul gekuschelt und beide wären auf dem weichen Fell eingenickt, wenn draußen nicht eine Autohupe ertönt wäre. Wie elektrisiert fuhren sie aus dem süßen Halbschlaf.
„Meine Familie ist zurück! Verdammt, ich habe die Zeit vergessen! Wir sollten machen, dass wir hier verschwinden.“
Hastig aber vergnügt lachend schlüpften sie in ihre Sachen und halfen sich gegenseitig beim Anziehen. Teresa klaubte die Polsterkissen zusammen.
„Lass sie liegen.“ wehrte Raul ab. „Ich hole das später. Erst mal musst du hier heraus.“
Er nahm sie bei der Hand und führte sie mit traumwandlerischer Sicherheit durch das Halbdunkel zu einer Wartungsluke an der Rückseite des Spiegelkabinetts. Als sie hinausstiegen, hörten sie, wie vorne Autotüren klapperten und Stimmen erklangen. Raul nahm Teresa in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
„Hasta la vista, Schöne. Ich freue mich auf das nächste mal. Vielleicht auf der Schiffschaukel…“
„Oder auf dem Kettenkarussel!“ lachte Teresa und erwiderte den Kuss, während von vorne ungeduldig Rauls Name gerufen wurde.
„Das ist meine Großmutter.“ erklärte er und verzog den Mund. „Sie will sicher wissen, wo ihre Schlummerrollen sind. Es ist Zeit für ihr Nickerchen.“
„Dann lass Dir eine gute Ausrede einfallen.“ riet ihm Teresa, küsste ihn ein letztes mal und verschwand im Schatten zwischen dem Zauberberg und einem Wohncontainer.
Beschwingt lief sie die verlassenen Gassen zurück zum elterlichen Riesenrad, das als unübersehbare Landmarke majestätisch, aber bewegungslos in den leicht bewölkten Nachmittagshimmel ragte. Auf dem kleinen Platz vor ihrem gemeinsamen Wohnwagen lag Carmen, nur mit Sonnenbrille und knappem Bikini bekleidet, auf einem Liegestuhl und telefonierte. Das Gespräch hatte offenbar eine nicht sehr erquickliche Wendung genommen, denn sie blaffte einige wenig schickliche Flüche in ihr Handy.
„…glaube bloß nicht, dass du hier wieder aufkreuzen kannst!“ fauchte sie mit vor Zorn bebender Stimme. „Lass´dich bloß nicht wieder bei mir blicken! Und noch etwas: wenn du es deiner neuen `Eroberung´ besorgst, wünsche ich dir zwei Zentimeter in deinem Ständer, die nicht hart werden!“
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