Zauberberg

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Leif Larsson

Mit dieser handfesten Verwünschung unterbrach sie wutschnaubend die Verbindung.
„Hundesohn! Mistkerl! Elender Bastard!“
„Von wem redest du?“ fragte Teresa ihre Schwester.
„Von wem schon! Von Juan, diesem gottverdammten Arschloch! Lässt mich einfach wegen so eines Discoflittchens sitzen! Diese Schlampe hat ihn wahrscheinlich mit ihren aufgeblasenen Silikonmöpsen um das letzte Restchen Verstand gebracht! Wenn dieser Schwachkopf sein Stroh nicht im Schädel hätte, müsste er es ständig in der Hand halten!“
Sie lachte bitter und schickte weitere, nicht druckreife Flüche hinterher. Carmen tat Teresa Leid. Ihre Schwester hatte sich auf das Date mit Juan genauso gefreut wie sie auf das Rendezvous mit Raul. Doch die temperamentvolle Carmen hatte ihren Ärger schon wieder vergessen. „Und dir, Schwesterherzchen? Wie ist es dir ergangen? “ erkundigte sich die Ältere erwartungsvoll und schob ihre dunkle Sonnenbrille über die Stirn. Mit unverhohlener Neugier taxierte sie Teresa, die unschlüssig neben dem Liegestuhl stand.
„Nein, Halt! Sag´ nichts!“ nahm sie ihre Aufforderung zurück. Das strahlende Gesicht, die geröteten Wangen ihrer jüngeren Schwester sprachen Bände.
„Man sieht es dir schon auf hundert Meter an. Glückwunsch, Kleine! Dein Raul ist eben aus anderem Holz geschnitzt als dieser Tunichtgut Juan.“
Sie richtete sich auf und zupfte die beiden Stoffdreiecke zurecht, die sich redlich aber vergeblich mühten, ihre üppigen Formen halbwegs züchtig zu verbergen.
„Ehrlich,“ gestand sie Teresa mit einem verschwörerischen Augenzwinkern, „wenn du nicht meine Schwester wärst, würde ich alles daransetzen, dir diesen Burschen auszuspannen.“
„Das wirst du schön bleiben lassen!“ erwiderte die Jüngere heftiger als beabsichtigt, denn die Vorstellung, wie die lüsterne Carmen, aufgegeilt von den zahllosen Spiegelbildern ihrer verführerischen Reize, über den armen Raul herfallen würde, erschreckten sie ein wenig und weckte ihre Eifersucht.
„Nun hab´ dich nicht so. Ich gönne ihn dir von Herzen, deinen Raul. Ihr seid ein hübsches Pärchen. Auch Mama ist der Meinung, dass ihr wunderbar zusammenpasst.“
„Was du nicht alles weißt.“
„Dafür bin ich ja deine ältere Schwester, Kleine.“ erwiderte Carmen salbungsvoll und hielt ihr ihr leeres Glas hin. „Ach, sei doch so lieb und hole mir ein Glas Sangria.“
„Dafür hat man wohl seine jüngere Schwester, was?“ gab Teresa schnippisch zurück und stieg in den Wohnwagen.
„Hol dir auch ein Glas!“ rief Carmen hinter ihr her.
Als Teresa mit den Getränken herauskam, paffte ihre Schwester bereits wieder eine ihrer unvermeidlichen Zigarillos. Sie setzte sich neben sie auf die Liege und stieß mit ihr an.
„Auf die Liebe!“ rief Carmen theatralisch.
„Auf den Zauberberg!“ erwiderte Teresa und ließ die Eiswürfel im Glas klimpern.
„Wie, was? Zauberberg? Du sagst manchmal wirklich komische Sachen.“
Teresa lächelte versonnen und nahm einen großen Schluck Sangria. Ihr Blick fiel hinüber zur Geisterbahn…

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