Zauberberg

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Leif Larsson

Das lauwarme Wasser brachte kaum Erfrischung, spülte aber wenigstens den Schweiß von der Haut. Ohne sich abzutrocknen betrat er den Wohnwagen, den er mit Martin teilte. Aus seinem Spind kramte er ein weißes Muscleshirt, knielange, ausgefranste Jeans und frische Unterwäsche hervor. Mit den Fingern fuhr er durch die nassen Strähnen seines schwarzen Wuschelkopfes, schlüpfte in die marineblauen Segeltuchschuhe, schnappte sich seine Sonnenbrille und verließ den Wagen.

Eine Minute später schlenderte Raul durch die beschattete Hälfte der Gasse zwischen den Jahrmarktsbuden. Je näher der Abend rückte, desto mehr belebte sich der Rummelplatz. Menschen aller Altersgruppen, aber vor allem Kinder und Jugendliche bevölkerten die staubigen Wege und ließen sich sinnenfreudig von den lautstark angepriesenen Attraktionen anlocken. Aus zahllosen Lautsprechern erklang aufdringliche Musik, meist bekannte Gassenhauer, vermischt mit dem Klingeln, Tröten, Tuten, Quäken, Rasseln und Trommeln der einzelnen Buden und Fahrgeschäfte, deren Besitzer nicht müde wurden, ihre Zugnummern, Knüller und Attraktionen unüberhörbar anzupreisen.
„…hereinspaziert!…sensationell!…brandneu!…noch nie zuvor gezeigt!…nur bei uns!...“

Raul achtete nicht auf die Sprüche. Sie waren ihm seit er denken konnte vertraut, er nahm sie längst nicht mehr wahr. Nur die Wohlgerüche, die die Wurst-, Delikatessen- und Süßwarenbuden verströmten, erinnerten ihn an seinen knurrenden Magen. Er freute sich auf das Abendessen zusammen mit seiner Freundin Teresa. Heute waren ihm sogar die von den jungen Frauen und Mädchen verstohlen nachgeworfenen Blicke gleichgültig. Ihre freizügigen Tops und T-shirts würdigte er kaum eines Blickes. Zielsicher lenkte der zwanzigjährige seine Schritte durch die Menschenmenge in Richtung Riesenrad, das im Zentrum des Rummelplatzes majestätisch rotierte.

Raul stieg die hölzernen Stufen zum Kassenhäuschen hinauf.

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