Zehn Frauen

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Zehn Frauen

Zehn Frauen

Anita Isiris

Der Einfachheit halber machte sich aber der ganze Pulk in der kleinen Schülerinnengarderobe breit, und man hörte Reissverschlüsse zippen, Knöpfe klacken und Socken ripsen. Es wurde beäugt, begafft, geblödelt, gesabbert und gelitten. Walter, der Posthalter, war ausgesprochen eifersüchtig und ertrug es nicht, dass seine Feuerwehrkollegen seine geliebte Lina in giftgrüner Unterwäsche sehen konnten. Aber die moralischen Standards wurden weitestgehend eingehalten, und am Schluss standen sich sechs perfekt uniformierte Feuerwehrmänner und zehn Riege-Frauen in sexy weissen Kleidchen gegenüber.

Der Sportplatz war ausnahmsweise leer, die Bühne musste man sich einfach hinzudenken. Aus einem kleinen Cassettenrecorder erscholl ein lasziver Tango; die Frauen setzten sich in Bewegung. „Die eine ist schöner als die andere, ich wage einfach nicht abzuspritzen“, witzelte Michel, der Bauer vom Unterhof. Das Wasser in den Schläuchen war warm, der Abend sommerlich und angenehm. Auf Barbaras Kommando hin zielten die sechs Männer auf die sich im Rhythmus wiegenden Frauen, und das Wasser spritzte zwischen den kreischenden Frauen hindurch. „Stop, so nicht“, fuhr Barbara dazwischen und brachte ihre Riege erneut in Position. Nach dem vierten Versuch machte sich eine gewisse Coolness breit, die Frauen tanzten zwischen den Wasserstrahlen ungerührt weiter. Erst als Klaus-Heinz, der Automechaniker, seinen Wasserstrahl exakt zwischen den Beinen von Claudia, der Krankengymnastin, hindurchzischen liess, kam es kurz zu Unruhe. Die beiden Gruppen gewöhnten sich aber aneinander und arbeiteten fieberhaft auf ihren Auftritt hin.

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