Zeitumstellung

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A. David

Ich hatte gerade die Einkäufe im Anbruch der Dunkelheit zu meiner Haustür geschleppt und hangelte nach dem Schlüssel, als sich die Haustüre der Nachbarin von gegenüber öffnete. Die Tochter der Eigentümerin stand im Türrahmen und hielt ein schmales Paket in die Höhe.

„Guten Abend, ich habe ein Paket für Sie angenommen.“

Ich ging auf sie zu, nachdem ich meine Einkäufe abgestellt hatte. Sie hielt es mir entgegen und ich griff danach. Es war eine Sendung, die ich schon sehnsüchtig erwartete.

„Vielen Dank, dass Sie das angenommen haben. Das war sehr nett von Ihnen. Da muss ich morgen nicht um 10.00 Uhr zu dieser blöden Postfiliale latschen.“

„Aber das ist doch selbstverständlich. Meine Mutter ist mit meinem Mann zum Baumarkt gefahren,

ich halte die Stellung. Hab ich gerne gemacht.“

Vor ein paar Wochen hatte die Nachbarin ihren runden Geburtstag gefeiert, ziemlich groß, mit Verwandten, Freunden und Nachbarn. Sie hatte eine verheiratete Tochter, sie hieß Sybille, sie sass auf der Feier zufällig neben mir und ich hatte mich nett mit ihr unterhalten.

Ich bedankte mich noch einmal, ging in meine Wohnung, verstaute die Einkäufe und setzte mich dann in meinen Lieblingssessel. Per Fernbedienung startete ich das Surroundsystem. „Nessun dorma“ kam klangvoll aber nicht dröhnend aus den Lautsprechern. Es klingelte.

Missmutig drosselte ich die Lautstärke und hatte schlechte Laune. Wenn das jetzt die Zeugen Jehovas oder Mitglieder eines Wanderzirkus waren, die um eine Spende baten, würde ich meine gute Erziehung vergessen.

Gespannt öffnete ich die Tür und freute mich schon drauf, den Störenfried zusammenzufalten.

„Hallo, ich bin’s nochmal. Entschuldigen Sie, dass ich störe.“

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