Ziemlich feucht

8. Teil aus "Schwüle Nächte im Urwaldtempel"

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Ziemlich feucht

Ziemlich feucht

Peter Hu

...Auch Johannes von I. und seine kaum bekleidete Assistentin sahen gerade mit bangem Auge einem zweifelhaften Abenteuer entgegen. Inzwischen hatte man sie aus ihrem Netz befreit. Doch hätten sie eine Wahl gehabt, sie hätten sich gewiss wieder hinein gewünscht. Denn sie hatten weit weniger Glück als Carina. Sie waren bei einem ziemlich experimentierfreudigen Nachbarstamm gelandet. Dessen Priesterschaft kannte noch die alten Schriften. Und darin stand geschrieben, dass bleiche Menschen eigentlich nur aus dem Reich der Toten stammen konnten. Das barg große Gefahr für das gesamte Gemeinwesen. Gastfreundschaft war in solchen Fällen völlig fehl am Platze.

Zunächst einmal musste man feststellen, ob wirklich kein Leben mehr in diesen Bleichen war. Die Schriften sahen da verschiedene Prüfungen vor. Und nicht eine einzige davon, hätte unseren beiden Wissenschaftlern wirklich behagt.
Zunächst gab es da natürlich wieder das leidige Sprachproblem.
Wegen der außerordentlichen Gefahr, die bekanntermaßen von „Zombis“ ausging, hatte man Männchen und Weibchen an eigenen Dreibeingestellen aufgehängt. Die groben Stricke schnitten übelst in die Handgelenke. Die Füße baumelten einen halben Meter über dem Boden.
Natürlich wurden sie zunächst nur befragt. Doch klang für unsere Wissenschaftler alles nur wie eine Anhäufung von Schmähungen. Dazu wurden sie ständig bespuckt.
Aber selbst wenn sie verstanden hätten; ...was hätten sie schon antworten können, ...auf Fragen wie:
„Warum seit ihr aus dem Totenreich aufgestiegen?“
„Welcher Dämon hat euch geschickt?“
„Warum seit ihr nicht längst verwest, wie es die Tradition für Verstorbene vorsieht?“
„Hat einer von euch meine Tante Zamilla gesehen? ...Das verfaulte Miststück schuldet mir noch immer ein paar neue Sandalen...“
Jede dieser Fragen wurde selbstverständlich gebrüllt und von rituellem Spucken begleitet. Als sich diese Methode als fruchtlos erwies, griff man auch noch zu Haselruten und Dornengestrüpp, um den Redefluss in Gang zu bringen. Dazu irritierte auch der Qualm der flachen Holzkohlepfannen, von denen Von I. befürchtete, dass man sie ihnen jeden Augenblick unter die Füße schieben würde.
Doch da irrte er sich zum Glück. Denn der Rauch sollte lediglich böse Geister vertreiben. Auch wenn es manchen der bizarrer veranlagten Priester in den Fingern juckte.
Aber das machte die Angelegenheit auch nicht angenehmer…

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