Bücken musste sie sich verkneifen – nicht einmal eine leichte Verbeugung hätte sie sich erlauben können. Es sei denn sie hätte darauf Wert gelegt, jedermann einen Blick unter ihr Kleid zu gewähren. Ihrem ängstlichen Gesicht nach zu urteilen, lag das nicht in ihrer Absicht. Ich lächelte ihr zu, ohne sie dabei anzustarren. Sie tat mir leid.
„Sie scheinen nett zu sein. Ich befinde mich in einer blöden Lage. Sie sehen ja selbst, was ich meine. Ich hab noch einige Stationen vor mir, die ich in diesem Kleid überstehen muss. Es ist so wahnsinnig kurz, dass ich mich kaum frei bewegen kann. Oh Gott, wie mir das peinlich ist! Würden sie einer Frau in Not helfen und mich bis zu meiner Haltestelle begleiten? Das wäre wirklich total lieb von ihnen!“
Ich hatte frei, wollte zum Einkaufen in die Stadt. Das Mädchen weckte meine väterlichen Instinkte, deshalb sagte ich ihr meine Hilfe zu. Ich war mindestens 30 Jahre älter, hätte zumindest ihr Vater sein können. Warum auch immer sie in diesem kurzen Ding unterwegs war, konnte ich nicht beantworten. Ich durfte sie aber nicht im Stich lassen – das widersprach meinem Selbstverständnis.
„Gut, dann begleite ich sie halt! Wenngleich ich nicht ganz verstehe, dass sie sich so in der Öffentlichkeit zeigen? Sie sind eine hübsche, junge Frau. Wissen sie nicht, wie gefährdet sie sind?“
Sie sah verlegen aus, als ich ihren Leichtsinn anmahnte. Ihre Hände zupften an ihrem Kleidersaum, belegten ihre wahnsinnige Nervosität. Sie wirkte zerknirscht, als wäre ihr diese heikle Situation wirklich sehr unangenehm. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich um sie kümmern musste. Ja, sie war wirklich sehr jung, aber sie musste doch wissen, dass dieses gewagte Outfit ein absoluter Hingucker war. Vor allem hier in der S-Bahn, wo es eine große Menge an geilen Kerlen gab. War sie denn wirklich so unbedarft, ja fast schon naiv?
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