Mami ist altmodisch in manchen Dingen. Mir wär es sehr lieb, wenn du ihr erklären könntest, was passiert ist. Ich hab ein bisschen Angst, dass sie mir nicht glaubt.“
Jetzt staunte ich aber! Finja schien nicht nur großen Respekt vor ihrer Mutter zu haben. Es hörte sich vielmehr so an, als fürchtete sie sich vor einer bestimmten Reaktion ihrerseits. Ich ging also mit hinein. Finjas Mutter wohnte zwar im zweiten Stock, aber wir benutzten trotzdem den Aufzug. Ich fand es besser, als Finjas Kleid den Treppenaufstieg zuzumuten. Frau Svenson erwartete uns bereits an der Wohnungstür. Sie zog unmerklich die Augenbrauen hoch, als sie Finja und mich hereinbat. Sie führte uns ins Wohnzimmer, fragte höflich, ob wir was trinken wollten. Finja nahm Wasser, während ich mir einen Milchkaffee wünschte. Ilka Svenson sah ihrer Tochter sehr ähnlich, vor allem wenn sie lächelte. Sie hatte noch nicht einmal gefragt, wieso ich mit Finja unterwegs war, was mich etwas verwunderte. Jetzt aber setzte sie sich zu uns. Ilkas Augen wanderten über die nackten Beine ihrer Tochter. Ihr Lächeln erfror, als bemerke sie Finjas gewagtes Outfit erst jetzt. Ich schaltete mich ein.
„Frau Svenson, ich möchte mich gerne vorstellen. Mein Name ist Günther Berg und ich lernte ihre Tochter in der S-Bahn kennen. Finja hat sich selbst aus der Wohnung ausgesperrt, als sie in das Etagenbad wollte. Nun sprach sie mich an, bat mich, sie zu ihrer Wohnung zu begleiten. Sie sehen ja selbst, dass ihre Tochter nicht straßentauglich gekleidet ist. Deshalb erlaubte ich mir, Finja zu helfen.“
Frau Svenson schmunzelte. Sie musste in meinem Alter sein, vielleicht ein paar Jahre jünger. Dann warf sie Finja einen Blick zu, wie ihn nur erboste Mütter zustande bringen. Finja zitterte ganz leicht.
„Ich danke ihnen, Herr Berg! Wissen sie, das ist heute nicht das erste Mal. Finja sperrt sich gerne aus der Wohnung aus oder sie verliert gleich den ganzen Schlüsselbund.
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