Ziemlich kurz

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Ziemlich kurz

Ziemlich kurz

Andreas

Ich konnte meine Augen nicht abwenden, obwohl es mir peinlich war. Die junge Frau saß wie versteinert auf ihrem Platz in der S-Bahn, versagte sich jede unvorsichtige Bewegung. Ich saß ihr direkt gegenüber, widmete mich verlegen meiner Zeitung. Die S-Bahn war relativ leer um diese Zeit, weswegen die Plätze neben uns frei blieben. Ich blätterte die Zeitung durch, was sie sichtlich entspannte. Sie sah sehr hübsch aus mit ihrem hellblonden Pferdeschwanz, der so nett wippte, wenn sie den Kopf bewegte. Die langen Beine hielt sie fest geschlossen und ihre vollen Schenkel presste sie verschämt gegeneinander. Das musste sie tun, ohne Frage! Ich verstand nicht, weshalb sie sich in einem solchen Kleid in die Öffentlichkeit wagte? Sie wirkte nicht so, als gefielen ihr die gierigen Blicke, die ihre gebräunten Beine verschlangen. Es war klar, dass sie nur in dieser Position sitzen konnte, wenn sie nicht wollte, dass man ihr Höschen sah. Wobei ich mir nicht sicher war, ob sie überhaupt eins anhatte. Sie errötete, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Wieder zupfte sie an ihrem roten Kleid, versuchte es etwas länger zu machen. Es war aber eher ein Kleidchen, das diese junge Frau da am Leib hatte. Wieso ging diese hübsche Blonde so auf die Straße, wenn sie sich nicht einmal unfallfrei bücken konnte – das heißt, ohne dabei einen Menschenauflauf zu verursachen.
Dieses sympathische Mädchen gab mir Rätsel auf! Ich las einen neuen Artikel, versuchte mich etwas abzulenken. Die Kleine sah aus dem Fenster, hatte dabei ihre Hände auf den Oberschenkeln platziert.

Zwei Stationen zuvor stieg sie zu. Sie wirkte gehetzt auf mich, völlig außer Atem. Die Mittzwanzigerin sah sich hilflos um, bis sie den freien Sitz entdeckte. Sie konnte nur ganz langsam gehen, musste sich schon vorab jeden Schritt gut überlegen. Der Saum des roten Fähnchens endete exakt an der unteren, auslaufenden Rundung ihrer schönen Pobacken.

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