Zivilcourage

16 9-14 Minuten 0 Kommentare
Zivilcourage

Zivilcourage

Andreas

Klaus sagte zwar, dass das nicht nötig sei, aber Areli bestand darauf. Sie fuhren mit dem Bus zum Bahnhof, weil Areli dort in einer Textilreinigung arbeitete. Ihre Schicht begann erst in einer halben Stunde, was für einen gemütlichen Kaffee reichen sollte. Sie setzten sich in das kleine Cafe, direkt gegenüber des Bahnhofs. Areli bestellte für sich einen Cappuccino, während sich Klaus für Espresso entschied. Areli betrachtete ihn etwas genauer, was in der vorherigen Stresssituation unmöglich war. Er mochte Anfang bis Mitte Fünfzig sein, auf jeden Fall deutlich älter als sie selbst. Sein Haar war kurz geschoren, da Klaus‘ schütteres Haar nicht mehr so viele Optionen übrig ließ. Areli fand, dass er gut aussah, auf eine sehr spezielle Weise. Klaus entsprach nicht dem Bild, das sich manche Frau von einem schönen Mann macht, aber er war interessant. Areli lebte allein, seit sie vor zwanzig Jahren in Deutschland hängen blieb. Damals war sie mit einer Band unterwegs, die sich mit Straßenmusik etwas Geld verdiente. Es war ein Zubrot für ihr Studium, das sie in Deutschland beginnen wollte.

Das alles erzählte sie Klaus, der ihr dabei aufmerksam zuhörte. Er verlor sich in ihren dunkelbraunen Augen, denen eine tiefe Sehnsucht innewohnte. Solch einer schönen Frau war er lange nicht mehr begegnet, und er hoffte, dass er sie wiedersehen durfte. Er berichtete ihr von seinem Leben, dass er geschieden und ebenfalls solo war. Auch dass er Handwerker war und in der Schreinerei eines Bekannten arbeitete, erzählte er Areli. Sie sah auf die Uhr, mahnte, dass sie gleich gehen musste. Die Zeit verging viel zu schnell und Klaus hatte weder Adresse noch Telefonnummer von ihr. Als er sich endlich durchrang, sie einfach danach zu fragen, stand sie auch schon auf. Areli legte einen Geldschein auf den Tisch und verabschiedete sich von Klaus. Er sah ihr traurig nach, verfluchte sich, dass er sie nicht gefragt hatte. Als er kurz darauf die Rechnung beglich, indem er dem Kellner Arelis Geldschein gab, heiterte sich seine Miene auf. Unter dem Schein lag ein Zettel, auf dem sie eine Adresse notiert hatte. Neben der Anschrift hatte sie ein kleines Herz gemalt und Danke hineingeschrieben. Klaus grinste wie ein Honigkuchenpferd! Er spürte eine große Erleichterung.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 12570

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben