Areli war verwundert, dass sie diesem Fremden so sehr vertraute – ihm sogar ihre Adresse auf ein Stückchen Papier kritzelte. Gut, er hatte eingegriffen, sie als einziger gegen die zwei Kerle verteidigt.
Aber Areli wusste auch, dass Selbstlosigkeit und Eigennutz manchmal eng beieinander lagen.
Sie hatte schon einiges erlebt, war selbst von Männern enttäuscht worden, denen sie ihre Liebe schenkte. Aber Klaus war keiner von denen! Irgendwie war sie sich sicher. Areli hoffte, dass er den Mut aufbrachte, und sie schon bald besuchen kam. Sie fühlte dieses warme Gefühl im Bauch, wenn sie an ihn dachte. Wie lange hatte sie auf diese Empfindungen verzichten müssen? Viel zu lange, nach ihrem Geschmack. Drei Tage später hatte sich Klaus noch immer nicht bei ihr gemeldet. Es war Sonntagmorgen und Areli saß mit einer Tasse Kaffee in ihrer kleinen Küche. Sie ärgerte sich, dass sie ihm nicht ihre Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Vielleicht wäre es Klaus leichter gefallen, sie anzurufen, statt ihr gleich einen Besuch abzustatten? Sie sah missmutig auf das Display ihres Handys, als plötzlich ihr U2 Klingelton erklang: „In the name of love…one more in the name of love“
Obwohl sie wusste, dass er es nicht sein konnte, griff sie sofort nach dem Telefon. Irgendeine Vorahnung sagte ihr, dass dieser Anruf mit Klaus zu tun haben könnte. Sie behielt recht.
Es war Jara, ihre Freundin. Jara arbeitete als Pflegefachkraft im städtischen Krankenhaus. Arelis Puls stieg gefährlich, als sie hörte was ihr Jara zu sagen hatte. Ihre Stimme klang aufgeregt:
„Areli, hör gut zu! Bei uns wurde gestern Abend ein Mann eingeliefert, der Opfer einer Schlägerei wurde. Keine Angst, es geht ihm ganz gut. Außer einem blauen Auge und einer geplatzten Lippe ist er heil davon gekommen. Warum ich dir das erzähle? Der Mann heißt Klaus Albrecht und er bat, dass wir dich benachrichtigen. Er hat wohl keine näheren Angehörigen hier, die ihm etwas zum Anziehen bringen könnten. Jetzt kommst du ins Spiel! Er hatte einen Zettel dabei, auf dem deine Adresse stand. Ich kenne ja deine Handschrift und als ich das Herz mit dem Danke darin entdeckte, dachte ich mir, dass du diesen Klaus sicher leiden magst?! Deswegen also mein morgendlicher Überfall!“
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