Areli schwang sich erneut auf ihr Fahrrad, legte ein ordentliches Tempo vor. Nach etwa fünf Minuten hatte sie seine Wohnung erreicht. Sie schloss die Eingangstür des Mehrfamilienhauses auf und stieg die Treppen hinauf. Klaus‘ Wohnung lag im zweiten Stock auf der rechten Seite. Er hatte eine ziemlich kleine Zwei-Zimmer-Wohnung, die Areli an ihre eigenen vier Wände erinnerte. In seinem etwas unaufgeräumten Schlafzimmer fand sie eine Reisetasche, in die sie das Nötigste für die nächsten Tage packte. Areli beeilte sich richtig, denn sie wollte so rasch wie möglich ins Krankenhaus zurück. Im Flur traf sie eine Nachbarin, die sie misstrauisch beäugte. Areli grüßte freundlich, als sie an der Frau vorbei rannte. Erneut trat sie in die Pedale ihres Mountain-Bikes, fuhr wie der Teufel durch die Straßen der Stadt. Sie kettete das kostspielige Rad an einem Mülleimer an, sprintete gleich darauf durch die Krankenhausflure. Sie fand Jara in der Teeküche, in der das Personal die Pausen verbrachte. Erneutes Tuscheln der beiden Frauen, das von gelegentlichem Gekicher unterbrochen wurde. Bei mancher, besonders frecher Bemerkung Jaras wurde Areli ganz rot, was ihre mädchenhafte Ausstrahlung verstärkte. Die 42-Jährige fühlte sich im Moment auch so – wie ein frisch verliebtes Schulmädchen.
Klaus lag in seinem Krankenhausbett, blätterte lustlos in einer alten Zeitung. Das Tablett mit dem Mittagessen war bereits abgeholt worden, aber nicht von der netten Krankenschwester namens Jara.
Klaus hatte gehofft, dass sie es abräumen würde, da er sie fragen wollte, ob sie Areli erreicht hatte. Es schien ja wirklich Schicksal zu sein, dass ausgerechnet die Freundin seiner heimlichen Liebe hier arbeitete. Sie war sehr nett zu ihm, versprach ihm, dass sie Areli baldigst anrufen würde.
Klaus fühlte sich eigentlich ganz okay, bis auf leichte Kopfschmerzen. Die zwei Typen hätten ihn böse verletzen können, wenn die Motorrad-Gang nicht eingegriffen hätte. Es geschah vor seiner Stammkneipe, als die Zwei auf ihn zukamen. Klaus erkannte sie gleich als die Männer von der Bushaltestelle, die Areli attackiert hatten. Klaus wollte ihnen aus dem Weg gehen, was misslang.
Zivilcourage
16 9-14 Minuten 0 Kommentare
Zivilcourage
Zugriffe gesamt: 12573
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.