Zombie-Fick

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Claudia Carl

Ich auch nicht. Aber ich war natürlich viel zu alt für ihn. Trotzdem begann ich hin und wieder ein wenig in seine Richtung zu flirten. Dass es ja kein Wunder sei mit all den jungen Mädels, wo er doch Brad Pitt ähnlichsehe. Dass er heute wieder so gut aussehe in seinem lässigen Zwirn und eben einfach Geschmack habe. Dass ich ja leider nicht zum Zug käme bei der ganzen Konkurrenz aus allen Büroetagen.

Er flirtete durchaus zurück, bildete ich mir ein. Ein paar angehauchte Komplimente, ein paar Anzüglichkeiten – es dauerte nicht lange und ich war auch eine seiner Verehrerinnen. Ja, doch, er hatte was. Obwohl er eigentlich nicht meinem Traumtyp, dem fiesen Egoisten, entsprach, war er doch begehrenswert. Vielleicht gerade deshalb. Er sah ja männlich aus, aber immer sehr gepflegt, und ein bisschen abgedriftet. Sein Aussehen allein hätte es nicht gemacht, aber seine Sprache, sein süffisantes Grinsen, bei dem man nie so ganz genau wusste, ob er es ernst meinte oder nicht. Das hatte einen Reiz.

Unsere etwa zweijährige Mini-Flirtbeziehung wurde rabiat unterbrochen von der Corona Krise und dem Homeoffice Gebot. Ich hasste es anfangs, den ganzen Tag in meiner Wohnung zu verbringen. Da es immer noch erlaubt war, ins Büro zu gehen, tat ich das auch noch in den ersten Monaten. Im April 2020 etwa war ich vermutlich ganz alleine in einem Bürohochhaus für 2000 Menschen. Peu a peu kamen weitere Kollegen, auf der Flucht vor den heimischen Wänden. So etwa ließ sich irgendwann unser Dritter im Bunde im Büro, Manuel, wieder blicken. Obwohl es von oberster Stelle verboten war, in einem Zimmer zu zweit zu sitzen, taten wir es trotzdem. Ein geheimes Einverständnis ohne Worte, dass wir den ganzen Schmarrn nicht so ernst nehmen. Nur dass Manuel immer seine Maske aufsetzte, wenn er nur drei Schritte tat, war idiotisch. Er war einer derjenigen, über die ich mich nach und nach immer mehr wunderte.

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