Zu Dritt

Tinas Geschichte - Teil 21

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Stayhungry


Für sie hatte Albert mich verlassen.

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Jacqueline, das war die junge Architektin, mit der wir fast in einer Art WG gelebt hatten, die sich auch um die Kinder kümmerte, wenn wir beide weg mussten. Sie hatte nach ein paar Jahren gekündigt, wir hielten aber noch weiter freundschaftlichen Kontakt. Ich wusste schon lange um ihre Gefühle für meinen Mann und Albert vermied jeden Flirt mit ihr, obwohl er den ansonsten virtuos beherrscht, eben um sie nicht zu ermutigen. Ein größeres Projekt hatte er zusammen mit ihr bearbeitet und in dieser intensiven Zusammenarbeit entdeckten sie mehr Übereinstimmung. Die Qual war endlos, nachdem der große Schweiger endlich gesprochen hatte. Zu bestimmend sei ich, zu sehr unter Strom, zu hoch meine Ansprüche an mich selbst und ihn. Unterhalb des wirklich Besonderen sei nichts meiner würdig. Das sei sehr anziehend gewesen, habe ihn angezogen, angespornt, beflügelt. Doch irgendwann sehnte er sich mehr nach Geborgenheit. Er könne nicht immer unter Strom stehen, jeden Morgen um zehn Häuserblocks rennen. Er suche Ruhe und wolle dabei seine Pflichten nicht vernachlässigen. Bedauerlicherweise sei damit dann eben im Bereich der erotischen Beziehung nicht mehr genug Energie vorhanden. Ich verstand genau, was er meinte, auch wenn meine Gefühle den seinen nicht entsprachen.

Erotik gab mir die Energie zurück, die mir der Tag und die Pflicht entzogen. Und dass ich mich fit hielt, brauchte ich mir nun wahrlich nicht hinreiben lassen! Ich hätte Iosschreien können, was ich denn dafür könne, dass mein Verlangen nach ihm sich noch nicht verabschiedet hat. Andere wären froh, wenn ihre Ehe diese Möglichkeiten noch bieten würde! Aber ich wollte ihn nicht mit meinem Redefluß verstummen lassen, auch wenn ich mich wie geohrfeigt fühlte. Jetzt, wo das viel zu spät ausgesprochen war, traf es mich tief. Ich hatte mich für abgeklärt gehalten, modern und weltoffen.

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