Der Himmel strahlt blau vor dem Bahnhofshotel. Wir sind durch ein warm gepolstertes Rohr gekrochen und haben den Atem angehalten. Draußen hämmern Bauarbeiter. Wir sind durch es gerutscht, peu a peu. Der Verkehr rauscht. Das ist die Großstadt. Wir sind sanft gelandet.
Draußen gibt es heute wieder so einen herrlichen Sommertag, an dem man auf dem Gras im Alten Botanischen Garten liegt, und die Männer einem unter den Rock schauen. An dem die Hunde spielen und an Stöckchen kauen. An dem Gebäude hochragen, um uns herum. Kirchtürme, Monumente aus alter Zeit. Bedrohliche Moralfestungen.
Neugierig schauen wir uns um. Sehen das Licht, das von überallher auf uns fällt. Es war eine lustvolle Geburt. Ein prickelndes Gleiten, mein Finger in ihr, gegen den sie sich presste, Nässe darüberlaufen ließ, stöhnte und tobte, wir elektrisierten uns gegenseitig, und er hielt uns im Arm. Vom Sturm der Erregung an die Wand gepresst, staunte er uns an.
Als sie sich kennenlernten, hielt ich still. Einfach still, ließ ihr aufheulendes Stöhnen sich über mich ergießen, es rieselte an meiner Augenbinde herab. Ich hielt still, und nichts passierte. Der Boden blieb und seine Haut an meinen Lippen, während irgendwo oben seine Hand sie zum Wimmern zwang. Warum lässt sie sich keine Zeit, dachte ich, den schönen Moment zu genießen. Sie prescht auf das Ziel zu, als ginge es um ihr Leben. „Da hast du mir wirklich eine Geile mitgebracht“, sagt er.
„Ja“, wispere ich.
Er führt mich umher, in die Nähe ihres Atems. Wir teilen uns seine weiche Haut. „Kriegt sie ihn tiefer rein?“ frage ich. „Ja“, sagt er.
Ihre goldenen Locken lassen sie wie einen Engel erscheinen im abendlichen Dämmerlicht, als ich sie sehen darf. Ihre Weißheit ist schemenhaft aufgetaucht, ihre Weichheit lehnt sich an ihn an. Sie ist genauso im Bett wie ich. Sie sucht Liebe und Zärtlichkeit und möchte ihm gefallen. Er hält mich am Leben durch seine Worte.
„Schau sie dir an“, sagt er zu ihr. „Wie sie dies mag und das. Wie sie sich aufgibt und wie gerne sie sich benutzen lässt.“
„Ja“, hauche ich nur. Immer nur „Ja“, und er lässt mich existieren, gibt mir Raum, baut mir eine Straße, auf der ich dahingleiten kann. Sie ist traurig.
„Aber doch nicht durch uns?“ fragt er.
„Nein“, sagt sie. „Nicht durch euch.“
Uns sagt er. Uns. Und er meint sich und mich. Wenn du wieder zu uns kommen willst...du bist unser Gast...Wir...Er erläutert die Sitten in unserer Familie. „Sie liebt es, nichts zu sein, stimmt’s, A.?“
„Ja“, hauche ich. Nur „Ja“, von irgendwoher, zu seinen Füßen, an seinem Bauch, und er erklärt ihr, was er auch mir anfangs erklärt hat. Was sich für eine Sklavin gehört, was sie noch lernen darf, und was sie können muss.
„Sie“, sagt er über mich,“ist ein Naturtalent.“
Die Bauarbeiter draußen machen eine Maschine an. Sie macht Abgase wie auf einem Flugplatz. Es riecht nach Start.
„Muss ich die ganze Nacht bleiben?“ hat sie irgendwann gefragt.
„Nein,“ hat er gesagt. „Du gehst, wann du willst.“
Sie wünscht noch einen schönen Abend und ist weg.
Ich danke ihm mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln,0 für seine gute Führung durch die Nacht. Ich traue mich zu fragen: „Wirst du mich behalten?“ Er zuckt überrascht.
„Oder ist sie besser als ich?“
„Aber nein,“ sagt er. „Ich werde dich behalten.“
Komm her, M., ich werde dir Halt geben. Bevor alle drei wieder alleine durch den Tag fliegen.
Zu Dritt
Nachher
4 10-16 Minuten 0 Kommentare
Zu Dritt
Zugriffe gesamt: 12869
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.