Zu Dritt

Nachher

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Zu Dritt

Zu Dritt

Claudia Carl

Wir sind verabredet. Für den 28. Mai. Er. Sie. Und ich.
Das Datum steht fest, heute genau in einer Woche. Es ging alles sehr schnell. Er hat es sich gewünscht. Ich habe es ihm erfüllt. Ohne Zögern. Sie war sofort einverstanden.
„Was ist er für ein Typ?“ hat sie gefragt.
„Ein sehr netter“, habe ich gesagt. „Ich kann ihn mit gutem Gewissen empfehlen.“
Sie haben telefoniert. Ein gewisser Funke ist bereits übergesprungen.
Es ist ein herrlicher Sommertag heute. Doch die Luft ist knapp, man kann sie nur durch einen Strohhalm atmen.
Im Juli 1982 saß ich an einem leeren Tisch vor einer Eisdiele in G.. Die Menschen poppten aus dem Boden wie Figuren eines außer Rand und Band geratenen Flipperspiels. In immer schneller werdendem Tempo vermehrten sie sich, rund um den Platz an der Eisdiele, in G., im ganzen Land, in allen Ländern, und bis an den Rand der Weltkugel. Der Boden des sorgsam gepflasterten Platzes in G. legte sich schief, er kippte, mein weißer Metallrohrstuhl rutschte langsam auf den Abgrund zu.
Ich sprang auf. Die Straße, die Häuser, den Weg beachtete ich nicht, während ich rannte. Ich sah nur das Ziel, am Ende der Stadt. Und wenige Kilometer dahinter: Sie. Meine Mutter.
Daheim in unserem Dorf, daheim in unserem Haus.
Ich betrat meine Wohnung, in der es keine Luft gab. Ich riss das Fenster auf, doch nur Autolärm brandete herein. Ich rief sie an.
Ich habe Angst, meine Wohnung steht nicht mehr sicher, unser Haus schwankt, der Baum vor meinem Fenster hat Nebelarme. Ich kann meinen Job in der Kliniksküche nicht mehr weiter machen. Die heißen Tassen springen mir ins Gesicht, die Hitze erdrückt mich. Die Nachbarin über uns hat ein Messer in der Hand, ihr Mann ist blind.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, zerfließen die Ränder des Asphalts, das Glas des gelben Autohauses splittert, die Luftpartikel kennen mich nicht mehr.

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