Ich war das Wochenende über allein. Wie fast jeden Tag drehte ich mich meine Runde: Vom Haus in den Wald. An der Stelle, wo der Weg sanft ansteigt, kamen mir zwei Frauen entgegen: Ungefähr mein Alter, in Parkas und Stiefeln. Die eine hatte rotgefärbte Haare und eine schwarzumrandete Brille. Die andere trug eine lustige Mütze. Wir begrüßten uns freundlich und jede:r ging seiner Wege. Schon als ich losging, war die Sonne verschwunden. Der Himmel zog zu und wurde immer grauer. Der Wind nahm an Stärke zu. Es wurde zunehmend ungemütlich. Als es zum ersten Mal donnerte, beeilte ich mich heimzukommen. Ich schaffte es gerade noch, bevor ein heftiger Graupelregen los prasselte. Ich war froh, rechtzeitig wieder zuhause zu sein.
Als ich einige Zeit später aus dem Küchenfenster schaute, sah ich zwei Gestalten den Berg herunterkommen: Parkas und Stiefel erkannte ich sofort wieder. Das mussten die beiden Frauen von vorhin sein. Sie hatten sich unter ihren Kapuzen verkrochen, sahen pitschepatsche nass aus, als sie an unserem Haus vorbei kamen.
Ich weiß nicht mehr, was mich ritt, aber ich dachte: ‚Die Armen. So durchnässt und vielleicht auch ausgefroren bei dem Wind‘. Ich ging an die Haustür, als beide ungefähr auf Höhe unseres Hauses waren. „Das hätten Sie vorhin sicher nicht erwartet? Kann ich Ihnen helfen?“ Die beiden blieben überrascht stehen. „Kommen Sie doch rein! So wie’s aussieht, regnet und stürmt es noch eine Weile weiter“. Die beiden schienen sich zu beraten, dann bogen sie tatsächlich Richtung Haustür. „Danke, das ist nett von Ihnen!“. „Kommen Sie nur schnell ins Trockene. Sie müssen ja nass bis auf die Haut sein“. Sie kamen herein, legten die durchnässten Parkas ab, zogen die Stiefel aus und traten ins Haus. „Ich bringe das gleich einmal in den warmen Heizraum, damit alles trocknen kann“.
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