Der Mann unterbrach mich mit einer Handbewegung und schaute mich nachdenklich an. Dann teilte er mit, dass er uns noch einmal vorladen würde. „Bis dahin betreten Sie unser Haus nicht mehr!“, erklärte er, bevor er uns persönlich zum Ausgang begleitete. Draußen verschwand Vicky mit schnellen Schritten im Gewühl der Menschen auf der Straße; sie hatte sich noch nicht einmal von mir verabschiedet.
Meine Marion, mit der ich zusammenlebe, berichtete wenige Tage später, was in der Zeitung zu lesen war: Man hatte in einem Textilgeschäft des Einkaufszentrums ein Pärchen erwischt, das in einer Umkleidekabine Sex gemacht hatte. Die Frau wollte vor den Augen ihres Freundes die Wirkung der Unterwäsche ausprobieren. Sie war so enorm, dass er seine Freundin gleich bei der Anprobe ›genommen‹ hatte. Marion war auch schon dort gewesen und hat sich ein Set Unterwäsche besorgt.
„Gefällt dir das?“, wollte sie wissen, als sie sich mir darin präsentierte. „Oh ja, sehr sogar, Marion, wirklich erregend.“ Ich stand auf, nahm sie in meine Arme und drückte sie an mich.
Marion meinte, dass sie gut verstand, warum die Textilabteilung des Geschäftes so überfüllt war. „Du hättest sehen sollen, wie die Männer die Frauen zu den Umkleidekabinen begleitet haben. Ich musste minutenlang davor warten, bis ich es ausprobieren konnte.“
„Allein?“, fragte ich. Marion hüllte sich in Schweigen und blickte verlegen aus dem Fenster.
Wenige Tage später wurde ich noch einmal zur Geschäftsführung des Kaufhauses gerufen. Ich war allein. Diesmal hatte der Geschäftsführer eine elegant gekleidete Frau mitgebracht, die sich als Leiterin der Abteilung Damenunterwäsche vorstellte. Sie las genussvoll aus dem Protokoll vor, in dem von Geschlechtsverkehr die Rede war und von einem anhaltenden Samenerguss. Unsere Blicke trafen sich immer wieder, bis sie dem Mann ein Zeichen gab, dass er uns allein lassen sollte.
Sie trat näher zu mir und überreichte mir einen Briefumschlag. „500 Euro und ein Gutschein“, sagte sie zu mir. Ich schaute sie irritiert an. „Ihre Freundin hat das Geld auch schon angenommen. Ich hoffe, das reicht fürs Erste.“
„Fürs Erste?“, fragte ich erstaunt.
„Na ja“, sagte die Frau. „Was meinen Sie, was in der Abteilung los ist, seitdem bekannt ist, was Sie und ihre Freundin dort in der Umkleidekabine getrieben haben. Der Umsatz hat sich mehr als verdoppelt.“ Sie schaute mich mit einem fordernden Blick an. „Wann können Sie wiederkommen?“
Ich zögerte. „Wiederkommen? Was soll das heißen?“ – „Das soll heiß, dass wir Sie hier noch einmal sehen wollen.“ – „Aber ich denke, ich habe Hausverbot?“
Sie lächelte mir zu. “Vergessen Sie das! Ich heiße übrigens Laura.“ – „Wulff“, stellte ich mich zögernd vor. “War doch sicherlich anstrengend, im Stehen und an der Wand, oder?“, erkundigte sie sich.
„Es gibt da einen Trick?“ Die Frau schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen neugierig an.
„Einen Trick, sagen Sie? – „Gut, den zeigen Sie mir am besten gleich heute Abend nach Ladenschluss, wenn alle gegangen sind.“
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