Zug

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„Noch jemand zugestiegen?“
Ich kramte mein Portemonnaie aus der Tasche und zog meine Monatskarte heraus. Nach einem Kontrollblick auf das etwas veraltete Foto ging der Kontrolleur an mir vorbei. Hinter mir saß offensichtlich noch jemand, denn er blieb sofort wieder stehen. Er beantwortete der Frau in der Bank hinter mir eine Frage nach ihrem Anschlusszug, den sie durch unsere Verspätung wohl nicht mehr bekommen würde. Bis Bielefeld wollte sie und dann weiter Richtung Ruhrgebiet.
Sonst schien niemand mehr in unserem Wagon zu sein, denn der Kontrolleur entfernte sich nach einigen verständnisvollen Worten an die Frau und seine Schritte waren bis ans Ende des Wagons zu hören. Zu allem Überfluss war der Zug jetzt auf freier Strecke stehen geblieben. Verspätung hatten wir sowieso schon und jetzt auch noch irgendeine Störung. Genervt klappte ich mein Laptop auf. Immerhin hatte ich übers Handy Internetempfang und surfte lustlos ein wenig durchs Internet. Dann sah ich mich kurz um. Zwischen den Rückenlehnen war kein Spalt und so fühlte ich mich sicher. Schnell entschlossen gab ich „Porno“ in die Suchmaschine ein und machte mich auf die Suche nach sehenswerten Filmchen. Es gab jede Menge, aber nichts fesselte mich wirklich, und so klickte ich mich durch verschiedene Seiten.
„Zieht es bei Ihnen auch so?“
Erschreckt sah ich mich um. Die Frau hinter mir schaute über die Lehne auf meinen Bildschirm. Peinlich berührt klappte ich schnell den Bildschirm herunter.
„Nein, eigentlich nicht“, gab ich zurück.
„Macht nichts“, bekam ich zur Antwort.
„Bitte?“
„Ich meine, schauen Sie ruhig weiter. Es gibt ja wirklich unterhaltsameres als diese langweilige Zugfahrt.“
Vermutlich war ich rot angelaufen. Jedenfalls fühlte sich mein Kopf so an. Es war nicht mehr zu ändern. Voll erwischt, dachte ich.
„Hier zieht es nicht. Wenn Sie mögen, setzen Sie sich gern hier her“, versuchte ich die Situation zu retten.

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