Die Zugbegleiterin

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Die Zugbegleiterin

Die Zugbegleiterin

Wusch

Ich saß in dem Schnellzug von Hamburg nach München und hatte es mir in meinem Abteil gemütlich gemacht. Ich verspürte Lust etwas dahinzudämmern, denn ich war am Vorabend spät ins Bett gekommen.
Ich mochte wohl eine Stunde gefahren sein, als ich in meinem Halbschlaf durch die geräuschvolle Schiebetür des Abteils geweckt wurde.
Die Tür wurde energisch aufgezogen und eine attraktiv gekleidete Dame trat ein. Sie trug einen langen schwarzen, taillierten Mantel, der gut zu ihrem gleichfarbigen Haar und ihrer Figur passte. Sie fragte sehr höflich aber doch selbstbewusst, ob die Plätze im Abteil alle besetzt wären. Ich verneinte dies und gab ihr zu verstehen, dass ich bisher allein das Abteil belegt hätte, dass ich aber froh wäre, nun in angenehmer Gesellschaft zu sein. Sie lächelte spärlich und machte erste Anstalten ihren Mantel abzulegen. Ich half ihr dabei und beförderte mit ihrem Einverständnis ihre große Reisetasche ins Gepäcknetz. Sie nahm Platz mir schräg gegenüber;
Sogleich vertiefte sie sich in ein Buch, das sie aus ihrer Handtasche gezogen hatte. Ich versuchte sie wiederholt in ein Gespräch zu ziehen, aber ich gewann zunehmend den Eindruck, dass sie das Buch sehr interessierte und dass eine Unterhaltung mit mir weniger erwünscht sei. Die engagierte Beschäftigung mit dem Buch erlaubte mir, meine elegante Zugbegleiterin etwas aufmerksamer zu betrachten. Ihr schmales Gesicht war von den langen strähnigen Haaren zu einem Portrait gerahmt und bildete einen ausgezeichneten Kontrast zu der orangefarbenen Bluse, die hoch geschlossen und von der nur der obere Knopf geöffnet war. Sie schien Schwarz besonderes zu mögen, denn sie trug außerdem einen schwarzen Rock, der allerdings nicht ganz so lang war wie ihr ausgeprägter Mantel. Ihre schlanken übereinander geschlagenen Beine blieben nicht ohne Wirkung auf mich.
Aber nun kam ich wieder zu mir und erinnerte mich an das Bedürfnis, noch einmal etwas dahinzudämmern, denn die Fahrt würde wohl noch einige Zeit dauern.
Ich legte den kleinen schmalen Fenstervorhang über mein Gesicht, damit meine unmittelbare Umgebung etwas abgedunkelt war, allerdings ohne meine Begleiterin ganz aus den Augen zu verlieren.

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