Zugfahrt

37 14-23 Minuten 0 Kommentare
Zugfahrt

Zugfahrt

Kastor Aldebaran

„Siehst du!“
„Was kostest du denn pro Stunde?“, fragte ich, ohne über die Zweideutigkeit nachzudenken. Ich war interessierte daran, was eine Tresenkraft verdiente, nicht mehr.
„Hmmm!“, machte Anke, stand auf und kam um den Tresen herum, betrachtete mich eine Weile von der Seite aus und kam mit ihrer Nase näher heran. Weil gerade die Musik wechselte, hörte ich sie an mir schnüffeln.
„Für dich würde ich einen Sonderpreis machen. Gepflegt, jung, vital, gesund!“, sagte sie mit einer tieferen Stimme als zuvor, ging danach zu ihrem Platz zurück, setzte sich hin und lachte laut, als sie mein fragendes Gesicht sah.
„Spaß!“, rief sie und unsere Gläser klirrten ein weiteres Mal gegeneinander, meins trank ich danach aus.
„Noch einen?“, fragte Anke und ich schüttelte meinen Kopf.
„Ich möchte dich nicht aufhalten!“, sagte ich und Anke lachte erneut.
„Ach was, tust du nicht. Ich muss sowieso noch aufräumen. Ich geben einen aus, geht aufs Haus!“
Sie stand auf, lief zur Tür und schloss sie von innen ab.
„Feierabend. Ich hoffe, es stört dich nicht. Geschlossene Gesellschaft sozusagen!“
„Nein, alles gut, obwohl mich meine Mama vor netten Damen oft gewarnt hat!“, sagte ich und schmunzelte übers ganze Gesicht.
„Oh, da hat deine Mama sicher welche wie mich mit gemeint. Sie hat recht, wir sind fürchterlich, verführen erst junge Männer und danach fressen wir sie auf!“, rief sie, lachte erneut und schnappte sich die Flasche. Wenig später war mein Glas gut gefüllt.
„Lass es dir schmecken!“, sagte sie, ging zum Waschbecken und fing an die übrig gebliebenen, schmutzigen Gläser zu säubern.
„Soll ich polieren, dann geht es schneller?“, bot ich ihr an und sie drehte sich um, schnappte sich ein Abtrockentuch und warf es mir an den Kopf.
„Ein solches Angebot werde ich nicht ablehnen. Sehr nett der Herr!“
Sekunde später stand ich mit ihr hinter dem Tresen, nahm mir die Gläser, die gut abgetropft waren, und polierte sie gründlich.
„Das machst du nicht das erste Mal oder?“, wollte sie wissen und hatte damit recht. Es kam vor, dass ich versackte und zum Abschluss half, die Bude aufzuräumen.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 10230

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben