Der Zug hielt an und die Frau, die mir gegenüber saß stieg aus. Erleichtert streckte ich meine Beine aus und rutschte ein Stück im Sitz hinunter. Tim hatte sich inzwischen seinem Buch gewidmet. Selbst beim Lesen schien er immer noch zu lächeln. Die Hitze machte mir ganz schön zu schaffen und ich schloss meine Augen, um vielleicht noch ein kleines Nickerchen zu halten. Aus dem Nickerchen wurde ein Tiefschlaf, denn schon nach wenigen Augenblicken begann ich zu träumen. In meinem Traum saß ich noch immer im Zug, Tim las sein Buch und ich schloss meine Augen. Plötzlich tauchte eine Stimme dicht an meinem Ohr auf und fragte, ob der Platz mir gegenüber noch frei wäre. Ohne meine Augen zu öffnen murmelte ich nur ein „Ja klar“ und versuchte mich dann wieder auf die Musik in meinen Ohren zu konzentrieren. Doch die Stimme gab keine Ruhe und wollte mich anscheinend nicht schlafen lassen: „Darf ich fragen, wohin die Reise geht?“ Widerwillig öffnete ich nun doch meine Augen, aber mein Ärger verflog sofort, als ich entdeckte, dass diese Stimme zu Tim gehörte. Die strahlenden Augen ließen meine Müdigkeit sofort verschwinden. „Sorry, ich war eben im Halbschlaf, was hattest du gesagt?“, fragte ich und versuchte meine Nervosität in der Stimme zu unterdrücken. „Oh, tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken. Mir war nur gerade etwas langweilig und ich hatte keine Lust mehr, mich von dem alten Mann volllabern zu lassen, der mit mir zusammen saß. Ein Gespräch mit dir erschien mir da doch viel interessanter!“ Schon wieder war da dieses Lächeln.
„Na, dann bin ich ja froh, dass ich im Vergleich zu einem alten Mann so gut abschneide!“, entgegnete ich mit einem Grinsen im Gesicht. Endlich hatte ich mich wieder gefangen und die alte Mareike, die nie um eine Antwort verlegen war, kehrte zurück. Tim stutzte erst kurz und fing dann an zu lachen: „Na ja, du hast zumindest ein paar überzeugende, äußerliche Argumente, die dem alten Herrn fehlten!
schreibt Amorelio