Der kleine Mond schmiegte sich an den grossen. Nein, es waren nicht zwei Monde, es waren Mondinnen. Von fahlem Gelb wandelten sich ihre Farben zu feurigem, leidenschaftlichem Rot. In 3D wurden die Planetinnen an die Leinwand über uns projiziert, und wir tanzten. Ich tanzte für mich allein, fühlte mich unbeobachtet. Da waren fast nur Frauen im Raum, und ich mochte dieses Unaufgeregte, Hektikfreie. Alle waren sie barfuss, die meisten trugen Röcke oder megakurze Kleidchen über schwarzen Strümpfen.
Ich liebte diese Spotify-Playlist-Parties über alles. Über Spotify sind Millionen von Songs abrufbar und werden aufs Smartphone gestreamt. Von da gelangen sie via Bluetooth an gigantische Stereoanlagen mit wummernden Bässen. Spotify Mix ist eine Einstellung , die es erlaubt, die gestreamten Songs ineinander übergehen zu lassen. Spotify bietet alles – ausser Slade und bestimmte Songs von Mark Knopfler. „Hotel California“ von den Eagles hat man auch lange Zeit vergebens gesucht.
Ich hatte ein langes blaues Kleid an, und es klebte mir am Leib. Aphrodite. Kylie Minogue. Was hatte denn die Australierin mit der griechischen Liebesgöttin am Hut – oder sonstwo? Die Mondinnen, die kleine und die grosse, waren jetzt feuerrot. Die kleine wandelte ihre Form, wurde zum pulsierenden Penis. Ich habe noch nie einen Schwanz pulsieren sehen, aber dieser hier tat es. Die grosse Mondin öffnete sich, zart, weich. Die Kleine drang ein, aggressiv, geil. Die Kleine war keine Mondin, sondern ein Mond. Der kleine Mond vögelte die Grosse Mondin.
Shania Twain. Ich zerfloss. Meine Unterwäsche war durchgeschwitzt, mein Haar auch. Dann näherte sich mir eine Frau, und sie war deutlich jünger als ich. Sie trug bloss einen schwarzen BH, und einen dieser unsäglichen Miniröcke über schwarzen Strümpfen. Sie bewegte sich auf mich zu, und sie bewegte mich. „Brigitte“, sagte sie leise. „Ich bin die Brigitte.“ Die Farbe der Mondin wandelte sich zu keuchendem, stöhnendem Flammenrot.
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