Zwei Tage im Juli

„Jenni“ und drei weitere zartbittere Geschichten

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Zwei Tage im Juli

Zwei Tage im Juli

Svenja Ansbach

Es war der Sommer 1998. Endlich hatten wir das A-Level in der Tasche, das englische Abitur. Nun machten wir ein paar Tage Ferien. Wir, das waren insgesamt vier Freunde im besten Jungbullenalter, die es nach Lyme Regis in Dorset verschlagen hatte, einem kleinen Badeort zwischen Exmouth und Weymouth. Wenn wir am Strand lagen, hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Steilküste bei West Bay.
Neben uns hatten sich drei Mädels niedergelassen, besser gesagt drei junge Frauen, vielleicht ein, zwei Jahre älter als wir. Aber ich hatte nur Augen für eine von den dreien. Während die anderen beiden die üblichen knappen Bikinis trugen, hatte sie einen rot-weiß gepunkteten Badeanzug an, so im Fünfzigerjahre-Retro-Stil. Sehr süß! Er verbarg einiges und ließ dafür der Fantasie umso mehr Raum. An ihrer Figur lag es sicher nicht, sie musste vermutlich nichts verbergen oder kaschieren. Es passte einfach zu ihrem Stil. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen wirkte sie sehr viel ernsthafter und zurückhaltender. Sie hatte ein schönes aristokratisch wirkendes Antlitz und war von vornehmer Blässe. Als ihre Freundinnen ins Wasser tobten und sie auf ihrem Badetuch zurückließen und meine drei Chaotenfreunde sich zur Strandbar trollten, war meine Stunde gekommen. Ich schlenderte zu ihr rüber, ließ mich ungefragt neben ihr in den Sand plumpsen und sprach sie an.
„Hi, wie geht’s?“
„Na, das ist ja mal eine originelle Anmache!“ Sie sah mich spöttisch an.
Ich zuckte souverän mit den Schultern. „Man tut was man kann. Darf ich deinen Namen erfahren?“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „D’Arbanville, … Lady d’Arbanville.“
Ja nee, is klar, dachte ich, wie originell, da muss ich noch einen drauf setzen. Also antwortete ich: „Stevens, … Cat Stevens.“
Sie verzog keine Miene und sagte dann „Hallo Cat!“
Kurze Zeit später waren wir angeregt im Gespräch vertieft. Sie hatte süße Grübchen, wenn sie lachte und eine stattliche Anzahl Sommersprossen auf der Nase. Ihr glattes Haar schimmerte rötlich braun. Bald wurde unsere Idylle gestört. Ihre beiden Begleiterinnen kamen aus dem Wasser und starrten mich missbilligend an. Meine Anwesenheit schien sie zu stören. Sie tuschelten miteinander. Jess, so hatte ich die unbekannte Schöne die mir offenbar ihren Namen nicht verraten wollte, bei mir getauft, wurde zusehends einsilbig und wirkte nervös. So brach ich unser bis dahin so vielversprechend gelaufenes Kennenlernen ab.

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