Der Chianti hatte mir viel stärker zugesetzt, als mir lieb war. Auch Doris schien mir ein wenig entspannter als sonst. “Komm mit in unser Bett”, kicherte sie. Ich fand das einen Moment lang albern und sah mich nach einer Gästeliege um. Es gab keine. Mir blieb also eine Nacht auf dem Perserteppich im Wohnzimmer, oder, etwas bequemer, im Ehebett der beiden, beschützt von den schneeweissen griechischen Göttinnen am Kopfende. Ich erkundigte mich nach einer Zahnbürste und zog mich kurz darauf aus, ohne mir viel dabei zu denken. Das rosa Höschen behielt ich an. Ich schlafe meistens oben ohne und sah keinen Grund, hier, in einigermassen vertrauter Umgebung, von dieser Gewohnheit abzuweichen. Doris alberte ein wenig rum und schleuderte ein Kopfkissen gegen Bernds Bauch, dieser konterte und packte sie an den Beinen. Ehepaare. Jaja. Ich kuschelte mich in die Laken, drehte mich zur Seite und wünschte den beiden eine gute Nacht. Ich lag zuäusserst, Doris kam neben mich zu liegen, mit Bernd zu ihrer Linken. Der Wind trieb sein Spiel mit den Wolken und ich wandte mich zum Fenster, um den Abendhimmel zu beobachten. Der Mond beschien die Pappeln, und der Wind rauschte. Ich war bereits zu müde um festzustellen, ob es nun der Wind war, der rauschte, oder ob es noch immer regnete. Dann fühlte ich die Hand von Doris an meinem Oberschenkel. “Was zum...” Ich fuhr auf. “Ganz ruhig, Elke, ganz ruhig”, flüsterte Doris und streichelte mich. Doris war nicht die erste Frau, die mich streichelte – beileibe nicht. Von ihr war ich mir spontane Zärtlichkeit aber nicht gewohnt. Ich erwiderte ihre Streicheleinheiten nicht und wartete ab, worauf sie hinaus wollte. Ihre Berührungen wurden inniger, intensiver, und sie drängte sich mit ihrem ganzen Körper an mich. Obwohl ich mich innerlich sträubte, erregte mich die Situation. Doris duftete. Ich wagte gar nicht erst, zum andern Bettrand zu schauen. Ob Bernd schlief? Ob er uns beobachtete? Er beobachtete uns. Er sass im Schneidersitz auf seinem Kopfkissen, die Hände auf den Knien, und er schaute. Bernd schaute einfach zu, wie seine Doris sich an mich heran machte. Ob die beiden sich abgesprochen hatten?
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.