Ich entschloss mich, über den Steg hinüber zu gehen. Ich wollte die Wahrheit erfahren, musste mit der Frau gegenüber sprechen. Sie musste ja schließlich aufklären können, was da heute Nacht in ihrem Loft los war.
Zögernd ging ich über den etwas schwankenden Steg und betrat die gegenüberliegende Terrasse. Es war völlig still, ich drückte mein Gesicht an das Glas der Balkontüre und blickte in den dahinterliegenden Raum. In der Mitte des Raumes stand eine Staffel, mit einem halb fertigen Bild, halb skizziert, halb gemalt. Einige Stühle standen herum, ein langer Tisch mit allerlei Tuben und Tiegel darauf. Halbfertige und fertige Bilder lehnten an den Wänden. Keine Spur von einem arabischen Wüstenzelt, oder Polster und Liegen.
Mein nachträglicher Verdacht, dass sich in angebotenen Getränken irgendwelche Drogen oder Rauschgifte befanden, schob ich zur Seite, nahm mir aber vor, nie wieder etwas außerhalb meiner Wohnung zu trinken!
Ich klopfte an die Glastüre, rief hinein, doch nichts rührte sich. Die Türe war
unverschlossen, ich öffnete sie und stecke meinen Kopf hinein.
„Hallo, ist Jemand da?“, bekam jedoch keine Antwort.
Plötzlich hörte ich hinter mir eine helle, weibliche Stimme.
„Hallo Nachbar! Ich habe mich schon gefragt, wann ich Sie einmal sehen werde! Wir haben ja offenbar die unterschiedlichsten Arbeitzeiten. Mein Name ist Isabella!“, sie streckte mir ihre Hand entgegen und lächelte freundlich.
Ich starrte sie an.
Sie war eine kleine zierliche Person, hatte ein schwarzes, enganliegendes Trikot unter einem weißen Arbeitsmantel an, der rundum mit Farbe bekleckert war. Ihr üppiges, schwarzes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebändigt und ihre übergroßen Augen wurden durch eine ebenfalls übergroße Brille mit schwarzem Rand noch betont. In der Hand hielt sie eine Kaffeetasse.
„Ich heiße Peter, ja wir sind Nachbarn“, stotterte ich herum.
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