Das war also auf keinen Fall die Frau, die mich da gestern über den Steg gelockt und mich dann meinem Schicksal überlassen hatte! „Wohnen Sie da alleine?“
„Ja, ganz alleine und Sie? Wollen Sie auch einen Kaffee?“, fragte sie unbekümmert. Er machte erschrocken eine Abwehrbewegung.
`Nichts trinken! ´ hämmerte es in seinem Kopf.
„Nicht ganz, Einstein wohnt noch bei mir, er ist mein Kater!“
„Oh, ich kann keine Haustiere halten, ich bin allergisch gegen Katzen und Hunde“, sie lächelte mich offen und unschuldig an. Unter diesen Umständen getraute ich mich natürlich nicht mehr weiterzufragen.
„Und was machen Sie? Sie sind Malerin?“
„Ja, auch. Ich mache aber hauptsächlich Metallskulpturen und Glasfiguren. Unten in der aufgelassenen Fertigungshalle habe ich mein zweites Atelier. Habe da so ein Übereinkommen mit dem Vermieter. Und was machen Sie?“
„Ich versuche zu schreiben. Ich bin Journalist und Schriftsteller“.
„Oh, sehr interessant!“ Das war alles, was sie dazu sagte.
Sehr verwirrt, ging ich dann wieder in meine Wohnung zurück. `Vielleicht bin ich verrückt? ´ war mein erster Gedanke, als ich wieder drüben war.
Die nächsten Tage verliefen ruhig und ereignislos. Ich tat diese „ganze Sache“ wie ich es nun nannte, als Traum ab.
Offenbar jedoch hatte das mir widerfahrene, oder auch eingebildete Abenteuer Spuren hinterlassen. Mein Kopf war noch immer nicht frei, meine Fußsohlen waren noch immer bei jedem Schritt mehr als empfindlich, bei Berührung einer Unebenheit durchfuhr es mich wie von einem Stromstoß und in meinen Lenden begann sich in mehr oder weniger kurzen Abständen, ein ziehendes Gefühl auszubreiten. Ich gewöhnte mich daran, ertappte mich jedoch dabei, wie ich immer wieder zur Balkontüre ging und hinüber spähte. Von meinem Gegenüber war jedoch nichts zu sehen.
Drei Tage später hörte ich aus der Halle unter mir metallurgische Hammerschläge, irgendeine Musik, dann war wieder Stille.
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