So am Rande von Wien, umgeben von Kleingärten und den Ausläufern des Wienerwaldes ist es eine ideale Lage. Voll im Sonnenlicht und hell, weit weg vom Lärm der Straße.
Ich habe mich von Anfang an hier wohl gefühlt. Der hintere Teil des weitläufigen Raumes wird noch zusätzlich durch schräge Glasfenster am Dach, die mit Sonnenschutzlamellen vor zu viel Sonne schützen, erhellt. Man kann sie je nach Sonneneinfall verstellen, oder ganz schließen.
Auf dem Areal befinden sich drei lang gestreckte Hallen mit großen Fensterbögen, deren Verglasung, mit einer Ausnahme, nicht mehr ganz vollständig ist. Teilweise sind die zerbrochenen Scheiben mit Brettern ersetzt und vernagelt worden, teilweise lassen sie den Wind leicht säuselnd durch die Fertigungshallen blasen, was oft wie leise erklingende Flötentöne bis zu mir auf das Dach hinauf, zu hören waren.
In den ebenerdigen Hallen sieht es aus, als würden sie erst gestern verlassen worden sein. Es liegen Werkzeuge, Glasblasrohre überall, dreibeinige Stühle stehen willkürlich herum, die Türen der Brennöfen sind offen. Auf allem liegt Staub und Schmutz.
Die Gebäude stehen eng beieinander und sind ganz oben auf den Dächern mit eisernen Stegen miteinander verbunden. Wenn der Wind durch die engen Zwischenhöfe bläst, singen die Eisenstangen der Geländer ihre eigene, unheimlich pfeifende Melodie. Es klingt sogar manches Mal wie Schreie gequälter Kreaturen.
Ich brachte in Erfahrung, dass in einem der Gebäude des Öfteren spontan irgendwelche Künstlerfeste stattfinden. Diese Halle ist als einzige versperrt und die Verglasung intakt.
Als ich den Vertrag unterschrieb, erfuhr ich auch, dass sich auf dem Nachbargebäude von mir ein scheuer, genialer Maler eingenistet hätte, den ich seit der Woche, wo ich eingezogen bin, noch nie zu Gesicht bekommen habe. Offensichtlich malt dieser, unter Ausnützung des Sonnenlichtes bei Tage, während ich bei Tage vorzugsweise schlafe und nachts schreibe.
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